Alte Pfandbons und rosa Akkuschrauber: über die Höhen und Tiefen des Berufsschulalltags

von am Donnerstag, 12 Februar 2015
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Etwa alle fünf Wochen heißt es für uns DATEV-Azubis: Auf in die Berufsschule! In zwei-Wochen-Blöcken eignen wir uns hier theoretisches Wissen an, welches uns später erfolgreich durch den Bürodschungel führen soll. Ein kleiner Ausschnitt aus unserem Berufsschullalltag erwartet Sie, liebe Leserinnen und Leser, im Folgenden. Natürlich sind die Ausführungen mit einem Augenzwinkern geschrieben – denn mit ein wenig Humor vergeht der Tag doch wie im Fluge! 

Montag, 19.01.15 – Denn aller Anfang ist schwer!

Berufsschulalltag DATEV IDer erste Tag! Die Berufsschule in Forchheim liegt – nein, liebe Leser und Leserinnen, sie liegt keineswegs idyllisch – im Norden der Stadt, so dass die einzige Möglichkeit, rechtzeitig zum Schulgong das Klassenzimmer zu erreichen, darin besteht, sich mit gefühlt 100 Fünft- und Sechstklässlern der benachbarten Realschule in einen Bus zu quetschen. Man könnte an dieser Stelle fast nostalgisch werden, erinnern zahlreiche Tritte mit bunten Air-Max Tretern und Hiebe mit übergroßen For-You-Schultaschen doch an die eigene Schulzeit und man weiß: DAS habe ich mit Sicherheit nicht vermisst!

Der erste Tag in der 10C beginnt zugleich mit einer Chance, in ein überdimensionales Fettnäpfchen zu treten. Und die Gelegenheit nimmt die Verfasserin dieses Artikels selbstverständlich auch sofort wahr. Nach dem Bericht unseres Rechnungswesen-Lehrers über seine erfolgreich bestandene Lehrprobe und die Mühen wochenlanger Vorbereitung für eben diese, fällt mir leider nicht Besseres ein, als ihn nach seinem Alter zu fragen und ihn im selben Augenblick auf 35 zu schätzen. 28 ist er – und in diesem Fall ist knapp vorbei ziemlich daneben. Sich die Brille seriös zurechtrückend wendet er sich anschließend kommentarlos der Buchführung zu – mein Versuch, mich in der ersten Reihe hinter meinem Ordner zu verstecken, scheitert leider.

Dienstag, 20.01.15 – Verkaufen, verkaufen, verkaufen

Neuer Tag – Neues Glück! Seinen Pilotenkoffer leger hinter sich herziehend betritt der Mann mit dem Doppelnamen, von uns auch liebevoll „der Wilde“ genannt, das Klassenzimmer. Und das verheißt heute nichts Gutes. Denn im letzten Block waren wir exentechnisch tätig, haben gerechnet wie die Weltmeister und wurden doch mit einem dumpfen Gefühl des Grauens zurückgelassen. Zum Glück zeigt der „Wilde“ zeitweilen auch eine sanfte Seite, so dass das Ergebnis besser ausfällt, als erwartet.

Nachdem er die Extemporalen wieder in seinen Besitz gebracht hat, widmen wir uns unseren akribisch zuhause vorbereiteten Verkaufsgesprächen. Verkauft werden darf, was das Herz begehrt: Glätteeisen, Schneepflüge, Kaffeemaschinen und Karten für das nächste Spiel des FC Bayern München werden zur Probe am Telefon an den Mann oder die Frau gebracht. Zu diesem Zweck dürfen dann auch ausnahmsweise (Pssst! Nicht verraten!) die Handys aus den Verstecken geholt werden – denn in der Berufsschule gilt selbstverständlich striktes Handyverbot! Apropos Handyverbot: Auch das Verabreden eines Termins zum Englischlernen oder für das nächste Kaffeekränzchen darf nicht in der Aula unserer wunderbar rosa gestrichenen Schule stattfinden. Dass dies bei oftmals volljährigen Schülern immer wieder für Verwirrung sorgt, beweisen panische Rufe, wenn ein pflichtbewusster Lehrer mit dem heißgeliebten Smartphone in der Hand in Richtung Lehrerzimmer verschwindet.

Mittwoch, 21.01.15 – Der, der um die Ecke hören kann

Kaiser’s Emily ist die Frau der ersten Stunde – beziehungsweise ihre eingelösten Pfandbons im Wert von 1,30€. Liebe Leser und Leserinnen – obwohl man bei der Ähnlichkeit Emilys mit Helmut Kohl politische Hintergründe vermuten könnte, geht es heute um verhaltensbedingte Kündigungen. Nachdem wir die erste Stunde hinter uns gebracht haben, müssen wir uns ganz leise verhalten, denn: Der, der um die Ecke hören kann, hat das Lehrerzimmer bereits verlassen und ist auf dem Weg in den zweiten Stock, in dem sich unser Klassenraum befindet (zwei Treppen, die mir schon morgens den Rest geben, noch bevor es zum ersten Mal gegongt hat). Und siehe da: Gewaltige Ohrmuscheln schieben sich ins Zimmer und da ist er – der Herr der Form-, Kann-, und Ist-Kaufleute. Das was er zu sagen hat, ist heute weniger interessant als seine Erscheinung, denn wir werden dazu verdonnert, uns mit dem Handelsregister auseinanderzusetzen, was in etwa so spannend ist, wie die Lektüre des Telefonbuchs.

Montag, 26.01.15 – Auf in Runde 2!

Der mit dem Daumen redet, ist heute am Zug. Zeit mit eben diesem ausführlich zu plaudern, bleibt ihm genug – denn der Exenmarathon meldet sich pünktlich aus der Weihnachtspause zurück. Bevor es an die Bearbeitung der sorgfältig vorbereiteten Extemporale geht (in der Fragen durchaus auch mal doppelt vorkommen), erfolgt jedoch der wichtigste Tagesordnungspunkt: Unser Lieblingslehrer wird nicht müde, uns zu bitten, Flaschen vom Tisch zu nehmen. Auch ein kleiner Snack zwischendurch ist nicht gestattet. Grund dafür sind die von ihm als „Hightechgeräte“ bezeichneten Computer, die sich an unseren Arbeitsplätzen befinden. Wie wir uns mit knurrendem Magen durch die Fragen seiner Leistungsabfrage quälen sollen, bleibt sein Geheimnis.

Nach mehr oder weniger erfolgreichen 45 Minuten verlässt Mr. Daumen samt Trennwänden und unseren geistigen Ergüssen das Zimmer und wir widmen uns zusammen mit dem „Wilden“ der Preisargumentation und der Sandwichtechnik im Kundengespräch! Und die leitet uns gleich weiter zu etwas weitaus Erfreulicherem: dem Mittagessen. Der Pausenverkauf öffnet in dieser Woche erst am Donnerstag – wir werden uns also beim „großen M“ mit biologisch nicht abbaubarem Material versorgen müssen.

Fazit – Wir sind motiviert!

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Wir lieben die Berufsschule! Obwohl der zu behandelnde Stoff mal mehr und mal weniger interessant ist, sitzen die in herrlichem Grün gekleideten DATEV-Girls und Boys (O-Ton der „Wilde“) vorbildlich stets in der ersten und zweiten Reihe und wir geben uns alle Mühe, unserem Unternehmen gerecht zu werden. Und ganz gleich ob wir in Zukunft in der Schule Plakate gestalten, Zahnbürsten verkaufen oder rosa Akkuschrauber anpreisen – wir schaffen das.Gemeinsam!

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Hier schreibt für euch:

Kerstin Rockenmaier

hat im September 2014 eine Ausbildung zur Kauffrau für Dialogmarketing bei der DATEV begonnen. Vor ihrem Eintreten in die „grüne Welt“ hat sie ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert – nun darf sie bei der DATEV arbeiten (und das ist auch gut so), die Liebe zum Schreiben ist ihr aber dennoch erhalten geblieben.