Mein Praktikum bei DATEV

Ist es wirklich schon vorbei?

von am Mittwoch, 1 August 2018
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Ja, leider. Die Überschrift lässt deutlich erkennen, wie schwer es mir fällt, DATEV als Praktikantin wieder zu verlassen. Ich durfte in diesem Jahr ein elfwöchiges Praktikum bei DATEV absolvieren. 

Was für mich zunächst ungewöhnlich war: das Großraumbüro. Ein großer Arbeitsplatz für mich mit allem, was man braucht. An dieser Stelle muss man vielleicht erwähnen, woher ich komme. Eigentlich besuche ich die Berufsschule des bbs Nürnberg (Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte) und befinde mich im dritten und letzten Lehrjahr der Ausbildung zur Informatik-Kauffrau. Im Rahmen dieser Ausbildung müssen seitens der IHK insgesamt 22 Wochen Praktika für das Abdecken der Praxiseinheiten durchgeführt werden. Sind die 22 Wochen absolviert, so steht der qualifizierten Teilnahme an der IHK-Prüfung nichts mehr im Wege.

Ich bin selbst blind und arbeite mit Braillezeile und einem Screen Reader, die sich gegenseitig in der Software ergänzen, um den Bildschirminhalt sowohl über das Ohr als auch auf taktile Weise durch die Zeile wiederzugeben. Nun ist also klar, wer hier schreibt. Naja und da saß ich nun. Zwei Bildschirme, eine Tastatur und ein ThinClient waren, abgesehen vom herrlichen Essen, mein täglich Brot.

Der ebenfalls blinde Softwareentwickler Jörg Korinek war die ganze Zeit über mein Ansprechpartner, quasi mein Praktikumsbetreuer. Und tatsächlich, es dauerte keinen Tag und ich wusste schon, was zu tun war. Vom Intranet-Auftritt der DATEV über das Bearbeiten von E-Mails und Verwalten der Termine bis hin zu einem fertigen Software-Produkt, das vielen Mitarbeitern sicherlich eine Hilfe sein wird. Moment mal. Was schrieb ich da gerade? Ein neues Produkt?

Mein Projekt bei DATEV

Ich bekam bereits am zweiten Tag eine Aufgabe, die sich über mein gesamtes Praktikum erstrecken sollte. Ich sollte eine Software erstellen – für Snack- und Getränkeautomaten. Sie soll einen Überblick der in allen Standorten betriebenen und verfügbaren Warenautomaten anzeigen, je nachdem in welchem Standort sich ein Mitarbeiter befindet.

Gerade für blinde und Sehbehinderte Kollegen ist es wieder ein Schritt in Richtung Selbstständigkeit. So können sie sich barrierefrei über den Inhalt informieren, sich die Nummer merken und zielsicher den Automaten bedienen. Ich für meinen Teil weiß nun immer, hinter welcher Zahl sich mein geliebtes Pick Up verbirgt.

Aber auch für normalsehende Kollegen kann diese Software eine große Hilfe sein. Durch die angepasste Auswahl und die schnelle Übersicht, spart man sich Zeit und vor allem die Qual, vor dem Automaten zu stehen und nicht zu wissen, was man essen soll. Es gibt aber auch wirklich super viel Auswahl…

Nun schätze ich mal, dass jeder Entwickler, der das liest folgendes denkt: „Elf Wochen, für diese Anwendung?“ Dieser Gedanke ist völlig berechtigt. Ich habe ja bis jetzt nicht erwähnt, dass die hierfür hergenommene Sprache noch nicht zu meinen Kenntnissen zählte. Also hieß es: ran an die Bücher und erst einmal C# lernen! Als Entwicklungsumgebung benutzte ich Microsoft Visual Studio. Mein Kopf fühlte sich dabei sofort wohl und ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich das Programmieren, die Nullen und Einsen und alles, was dazu gehört, wirklich gern hab!

So fing ich also an, mich in Bücher zu wälzen und in Recherchen zu stürzen. Doch neben der Theorie waren die Kollegen einfach klasse. Egal was war, ich konnte immer fragen und bekam sofort Hilfe.

Durch Legobauen in Richtung Ziel

Ja, richtig: Wir haben nichts Geringeres getan, als uns zusammengesetzt und die Oberfläche des Programms erst einmal mit Legosteinen zusammengebaut. Anhand dieser Technik begriff ich ziemlich schnell, wie Oberflächenelemente im Verhältnis zueinanderstehen und vor allem, wie sie bildlich aussehen und welchen Abstand sie haben müssen. Durch diese tolle Spielstunde konnte ich dann selbstständig meine Oberfläche für das Automatenprojekt gestalten.

Zusammengefasst: So war mein Praktikum bei DATEV

Das Tollste für mich war definitiv die Flexibilität des Arbeitens. Ich hatte fast täglich andere Termine im Kalender. Dank meines offenen Teams wurde ich auf jede Besprechung mitgenommen und konnte schon ziemlich bald mitreden. Ein großer Block während des Praktikums war auch die Barrierefreie Software. Jörg Korinek, der sich neben seiner Arbeit mit diesem Thema befasst, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, nahm mich z. B. zu einigen Sitzungen mit. Ich durfte ihm auch beim Test eines Produktes auf Barrierefreiheit helfen. Mir wurde klar, wie gerne ich mich dafür einsetze. Und durch stetig wachsendes Fachwissen bin ich zuversichtlich, auf den hier gelegten Grundstein immer weiter bauen zu können, Entwickler zu diesem Thema zu beraten, um gemeinsam eine Lösung für alle zu schaffen.

Ich würde am liebsten noch so viel erzählen, aber es soll ja kein Roman werden, sondern ein kleiner Überblick, der zeigen soll, wie sehr es mir hier gefiel und vor allem, was ich mitnehmen konnte.

 

Gastautorin

Francesca Di Nato war vom 18.9.2017 bis 1.12.2017 als Praktikantin im Entwicklungsteam der DATEV Telefonie Basis. Im Rahmen ihrer Ausbildung am Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte (kurz bbs Nürnberg)  konnte sie den Alltag in der Softwareentwicklung erleben. Zusätzlich hatte sie ein eigenes Softwareentwicklungsprojekt für die Automaten.