Ein Erfahrungsbericht

Ein Online-Studium als es noch Alternativen gab?

von am Donnerstag, 4 Februar 2021
Diesen Beitrag teilen:
2 Kommentare

09:00 Uhr im Studentenwohnheim: nach dem fünften Schlummern ein ungläubiger Blick auf den Wecker. Vor 2020 gab es folgende Alternativen: entweder in Rekordzeit ins Bad spurten und ab in den Vorlesungssaal, um 9:15 Uhr beginnt die Vorlesung. Oder man ergab sich seinem Schicksal und beschloss, die Vorlesung eeeeiinmal ausfallen zu lassen.
Spätestens seit dem Wintersemester 2020/21 hat sich die Situation ziemlich verändert. Um 09:15 Uhr beginnen die Vorlesungen und Seminare vor leeren Sälen. Nun liegen die Studierenden – an deren Aufwachroutine sich vermutlich wenig verändert hat – mit ihrem Laptop im Bett und erleben die Vorlesung online. Immer in der Hoffnung, dass die Veranstaltung vorbeigeht, ohne dass die Kameras eingeschaltet werden müssen.

Vorlesungen, Seminare und sämtliche Veranstaltungen ausschließlich von zu Hause aus zu besuchen, klang vor einem knappen Jahr für die meisten – halbwegs engagierten – Studierenden noch höchst unwahrscheinlich. Doch die Situation hat sich durch COVID-19 gezwungenermaßen geändert und Online-Veranstaltungen sind Realität geworden. Mittlerweile hat es sich an vielen Universitäten und Hochschulen auch gut eingependelt, an anderen läuft es nach wie vor eher schlecht als recht – angekommen im Online-Studium sind aber mittlerweile alle.
Als ich mich im März 2019 für einen Master in Vollzeit im Online-Studium entschied – obwohl es noch Alternativen gab – reagierten viele in meinem Umfeld sehr überrascht. Ich hatte mich damals aus ganz praktischen Gründen für das Online-Studium entschieden. Da ich im Bachelor Kommunikationswissenschaften studiert hatte, fehlten mir für die meisten „normalen“ Marketing-Master bestimmte BWL-Grundlagen und mein Entschluss, DATEV nicht zu verlassen, schränkte mich zusätzlich räumlich ein. Da weckte der Online-Studiengang Marketingmanagement an der IUBH Internationale Hochschule mein Interesse: der Bewerbung konnte man auch praktische Erfahrungen beilegen, um die Zulassungschancen zu erhöhen und zudem war die räumliche erledigt.
Mich überzeugten sofort einige Vorteile des Studienkonzepts, etwa die extreme Flexibilität und das Vermeiden von vielen Fahrten zur Uni, die sich in der Praxis sehr oft als unnötig herausstellten. Oder auch, dass der Semesterablauf nun anders, nämlich ganz individuell, gestaltet werden kann und man nicht mehr zweimal jährlich eine nervliche Zerreißprobe durchstehen muss, um (gefühlt) innerhalb von zehn Tagen acht Prüfungen abzulegen und die restlichen Monate das Lernpensum auf ein Minimum zu reduzieren. Stattdessen ist es im Online-Studium möglich, die Prüfungsleistungen auf das gesamte Jahr zu verteilen und nach individuellem Tempo abzuarbeiten.

Aber natürlich beschäftigten mich auch viele Unsicherheiten, die durch das Online-Studium entstehen würden. Allen voran die fehlende Interaktion mit Mitstudierenden und Dozenten aber auch, ob ich wirklich die nötige Motivation finden würde, um am Ball zu bleiben – eine Online-Veranstaltung „zu schieben“ ist natürlich noch leichter. Auch war ich besorgt, ob ich den Lernstoff in gleicher Art erfassen könnte und wie dieser überhaupt aufbereitet und bereitgestellt wird. Und dann natürlich der finanzielle Aspekt. Die meisten Fernstudiengänge sind private Studiengänge mit monatlichen Kosten– und das oft nicht zu knapp. Finanzieren konnte ich mir meinen Master durch meinen Werkstudentenjob hier bei DATEV und daher entschied ich mich trotz der Unsicherheiten dafür, das Fernstudium aufzunehmen.

Nun befinde ich mich bereits im vorletzten Mastersemester und kann im Nachhinein ein sehr positives Resümee und vielleicht den ein oder anderen dazu ermutigen, die Möglichkeit eines kompletten Online-Studiums in Betracht zu ziehen.
Meine Befürchtungen haben sich in keinem Fall bestätigt. So ist die Aufbereitung aller Lehrmaterialien wirklich toll und vielfältig – es gibt beispielsweise neben einem Studienskript verschiedene Lehrvideos und Podcasts, von den jeweiligen Dozenten aufgenommen und jederzeit abrufbar. Darüber hinaus werden Interactive Video Lectures angeboten und es finden regelmäßige Online-Tutorien und -Sprechstunden statt. Außerdem steht eine Online-Bibliothek zur Verfügung. Auch die Befürchtung des fehlenden Austauschs kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil, der Kontakt zu Betreuern, Tutoren sowie dem Studierendensekretariat oder Prüfungsamt ist außergewöhnlich gut! Nur zu gut kenne ich die Probleme und vor allem Wartezeiten, die es bei Anfragen im Prüfungsamt oder anderen offiziellen Uni-Anlaufstellen geben kann, wenn man dringend Antworten braucht. Und umso begeisterter bin ich von einer garantierten Antwort in meinem Online-Studium innerhalb von 48 Stunden. Sicher – dafür zahlt man ja auch – und dennoch: dieser Service erspart viele Sorgen, das wird jeder nachvollziehen können. Und auch der Kontakt zu weiteren Studierenden, der sicher für viele einer der größten Vorbehalte gegen das Online-Studium ist, ist durchaus gegeben: so werden verschiedene Online-Foren zum Austausch angeboten und man ist auch schnell in verschiedene WhatsApp-Gruppen integriert.

Natürlich ist die Entscheidung für oder gegen ein Online-Studium ganz stark von den persönlichen Interessen und Ansprüchen an ein Studium abhängig. Das Studienleben als solches ist schlicht ein anderes und die Eigenorganisation und -motivation ist ein bedeutender Faktor. Nachdem ich das aber im Bachelor schon mitnehmen konnte und ich durch die Arbeit hier bei DATEV ein für mich wichtiges Umfeld durch viele tolle Arbeitskollegen und Freunde habe, hatte ich nie das Gefühl allein zu sein und bereue meine Entscheidung für das Online-Studium nicht.

 

Unsere Gastautorin: Anne Himmler

 

Titelbild by Samantha Borges on Unsplash