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#learn2adapt

Von Menschen, die auszogen, um Scrum Master zu werden…

von am Dienstag, 23 November 2021
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Spätestens seit es bei DATEV Führungstridems in den Workstreams gibt, ist auch diese Rolle sehr präsent: Die Scrum Master. Aber wie wird man eigentlich Scrum Master und gibt es auch als Quereinsteiger:in eine Chance dafür?

Mit „Becoming a Scrum Master“ öffnet sich auch für Menschen eine Tür, die vorher beruflich etwas komplett anderes gemacht haben. Mit zweien von ihnen, Nadja Kasper und Thomas Becker, haben wir uns über das Programm unterhalten.

Was ist „Becoming a Scrum Master“ eigentlich?

Thomas: „Becoming a Scrum Master“ ist ein Pilotprojekt, um den Bedarf an Scrum Mastern bei DATEV zu decken. Der Pilot ist insgesamt als neunmonatiges Weiterbildungsprogramm angelegt. In den ersten drei Monaten haben wir Teilnehmenden die Möglichkeit, bereits erfahrene Scrum Master zu begleiten, mitzulaufen, an Meetings teilzunehmen und erste eigenständige Schritte in Sachen Moderation zu übernehmen. Die zweite Säule des Programms ist der Qualifizierungspart. Gemeinsam mit erfahrenen Scrum Mastern hat das Workstream Enablement überlegt, welche Inhalte und Kompetenzen wichtig sind, um diese Rolle gut ausüben zu können. Diese Qualifizierungsphase läuft durchgängig während der kompletten neun Monate. Nach den ersten drei Monaten der Hospitationsphase schließt sich eine Praxisphase an, in der jeder Teilnehmende einem Team als Scrum Master zugeordnet wird und man dort im Berufsalltag eigene Erfahrungen sammeln kann. Wir sind dabei glücklicherweise nicht komplett auf uns alleine gestellt, sondern uns stehen Lernbegleiter mit Rat und Tat zur Seite. Die Kolleg:innen sind selbst erfahrene Scrum Master und wissen somit, wovon sie sprechen, können ihre Erfahrungen mit einfließen lassen und stehen für uns zum Austausch bereit.

Bevor wir noch tiefer einsteigen, für diejenigen, die die Rolle eines Scrum Masters noch nicht so präsent haben – was war das nochmal genau?

Nadja: Der Scrum Master ist für den Prozessablauf im Team und für die beteiligten Menschen verantwortlich. Die Rolle soll sicherstellen, dass das Team lieferfähig ist und Wert entstehen kann. Das wird über die Prozessabläufe und die Zusammenarbeit gesteuert.

Thomas: Die offizielle Beschreibung lautet, dass wir das Erreichen der Geschäftsziele unterstützen und dabei vor allem die Prozesse in unserem Fokus haben. Wir sind verantwortlich für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Zusammenarbeit von Menschen und gestalten die Organisation mit. Mit unseren verschiedenen Ansprechpartnern agieren wir dabei auf Augenhöhe.

Welche Rolle hattet ihr zuvor bei DATEV?

Thomas: Das Schöne an unserer Runde aus insgesamt sechs Teilnehmenden ist, dass wir aus komplett unterschiedlichen Bereichen kommen. Ich hab 2001 im Bereich Personalwirtschaft im Service begonnen, konnte mich dann weiterqualifizieren und stand geschäftsfeldübergreifend als Service-Coach zur Verfügung, um Kolleg:innen mit zu unterstützen. 2017 bin ich dann in die Marktstrategie Personalwirtschaft gewechselt. Dort habe ich mich u.a. um das Thema Beratungsanlässe für Steuerberater gekümmert, dafür passende Kooperationspartner gesucht und an Bord geholt. Mit Fit für die Zukunft kam die Umorganisation und wir sind in den Bereich von Ulf Schubert gekommen mit dem Thema Marktbeobachtung und Mitbewerberanalyse.

Nadja: Ich habe 28 Jahre lang Software entwickelt in unterschiedlichen Bereichen. Ich bin der DATEV schon lange verbunden und hab hier meine Ausbildung absolviert als DV-Kauffrau, so hieß das damals noch. Das war zu dieser Zeit noch nicht spezialisiert, sondern eine allgemeine Ausbildung. Ich habe viel am Großrechner gearbeitet und von Anfang an das Drittgeschäft mitbegleitet, also die Arbeit für Versicherungen, Banken, das Digital Print und Solution Center. 2016 bin ich in den damaligen Produktionsbereich gewechselt, hab dort aber auch weiterhin Software entwickelt.

Was hat Euch motiviert, das Programm anzugehen?

Nadja: Nachdem mir die Zusammenarbeit mit Menschen immer viel Freude bereitet hat, war für mich auch schon seit längerem klar, dass ich mich zum Scrum Master entwickeln möchte. In dem Team, in dem ich bislang war, wäre es eher schwierig gewesen diesen Wunsch umzusetzen und es hätte auch viel zu lange gedauert. Deshalb kam diese Intranetmeldung mit der Ausschreibung zu „Becoming a Scrum Master“ für mich wie gerufen.

Thomas: Die Lust, mit Menschen zu arbeiten, das teile ich völlig. Gemeinsam mit anderen etwas auf die Beine zu stellen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das macht die Rolle des Scrum Masters ja aus und dabei kann ich kann gut an meine Erfahrungen aus meiner Coaching-Tätigkeit anknüpfen.

Wie viele Leute machen bei „Becoming a Scrum Master“ mit?

Nadja: Wir sind eine Gruppe aus sechs Kolleg:innen aus den verschiedensten Unternehmensbereichen, drei Männer, drei Frauen und auch von der Altersspanne bunt gemischt.

Thomas: Wir sind eine ganz bunte Truppe, das macht es aber gerade auch so spannend.

Was für Lernmethoden kommen bei „Becoming a Scrum Master“ zum Einsatz?

Nadja: Für mich ist das Besondere, dass wir viele Themen gemeinsam als Gruppe erarbeiten. Jede:r bereitet sich zwar einzeln vor, aber letztlich entsteht sehr viel in der Gruppe. Jede:r bringt die individuellen Erfahrungen mit ein und es entsteht über einen gemeinsamen Dialog ein gemeinsames Verständnis, das wir auch so festhalten. Ich kannte lernen bisher vor allem als, dass jede:r sein eigenes Ding macht und hier ist es so, dass wir beispielsweise auch gemeinsame Lernzeiten nutzen, um zusammen etwas zu erarbeiten. Wir als Lerngruppe laufen auch als Scrum Team. Wir haben tatsächlich auch alle Termine, die ein „normales“ Scrum Team hat und machen beispielsweise auch unsere Retros etc. – eben all das, was einen dann im Echtbetrieb erwartet. Gerade, wenn man mit Scrum noch nicht so viele Berührungspunkte hatte, hilft das sehr, das gleich von Beginn an zu leben.

Thomas: Das interessante ist, dass wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Jeder bringt andere Erfahrungen mit in die Gruppe ein, sodass ganz unterschiedliche Blickwinkel mit einfließen. Wenn wir uns dann auch noch mit erfahrenen Scrum Mastern oder unseren Lernbegleitern austauschen, kommen auch nochmals zusätzliche, sehr wertvolle Impulse mit hinein. Von dieser Erfahrung können wir unheimlich profitieren es ist unheimlich gut, wenn man auch immer wieder signalisiert bekommt: Ich helfe Dir, ich unterstütz Dich gerne! Das sind nicht nur leere Worthülsen. In der Qualifizierungsphase erhalten wir zusätzlich neun Seminartage zu den unterschiedlichsten Themen. Generell wird im Programm aber auch viel Wert auf Selbstorganisation gelegt, also man bekommt nicht alles vorgekaut – was ich aber auch gut finde.

Was sollte man an persönlichen Voraussetzungen mitbringen, wenn man sich für etwas wie „Becoming a Scrum Master“ interessiert? 

Thomas: Man sollte generell Freude am Lernen haben, auch über den Zeitraum des Programms hinaus, als Scrum Master sollte man die Fühler eigentlich immer ausgestreckt haben. Flexibilität ist sicher auch ein wichtiges Kriterium, denn jeder Tag hat seine eigene Dynamik. Empathisch zu sein ist auch ein ganz wichtiger Punkt, wenn man mit Menschen zu tun hat, denn viele Konflikte laufen unter der Oberfläche und nur selten heißt es so ganz offensichtlich: „Hallo, ich hab hier einen Konflikt“. Und ganz grundsätzlich sollte man einfach gerne mit vielen verschiedenen Menschen zu tun haben.

Nadja: Für mich ist eine wichtige Voraussetzung Kommunikationsstärke. Dazu gehört für mich auch, dass man weiß, wenn man besser still ist und eher auf „zuhören“ und weniger auf „senden“ ist. Wir haben viele verschiedene Ansprechpartner, deshalb sind wir in vielen verschiedenen Kanälen kommunikativ unterwegs. Das Zusammenspiel mit verschiedenen Menschen – daran sollte man auf jeden Fall Spaß haben.

 

Nadja, Thomas, vielen Dank für den Einblick und weiterhin viel Erfolg auf Eurem Weg zu Scrum Mastern!

Mehr Beiträge zu #learn2adapt findest Du in unserer Karriere-Blog-Reihe!

Hier schreibt für euch:

Michael Öchsler

ist seit September 2019 mit an Bord bei DATEV und kümmert sich mit um die Kommunikation von HR-Themen wie Personal und Karriere. Der Kommunikationswissenschaftler hat zuvor bereits berufliche Erfahrungen im Bereich Unternehmenskommunikation und Marketing gesammelt. Seine Freizeit verbringt er am liebsten in den Alpen, wo er im Sommer Hügel erklimmt, um sie im Winter auf zwei Brettern hinab zu brettern (zwischendurch ist er auch mal hier).