Innenansichten aus dem DATEV-Lab von Benedikt Thienel und Michael Fesel

Intensiv, anstrengend – und macht unheimlichen Spaß!

von am Montag, 28 Mai 2018
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Benedikt Thienel und Michael Fesel sind im Juni, respektive Juli 2017 als Projektleiter für zwei Jahre zum DATEV Lab gestoßen. Nach ihrer Zeit dort werden sie wieder in ihre ursprünglichen Abteilungen zurückkehren. Im Lab untersuchen Sie neue Technologien und Geschäftsmodelle, entwickeln Prototypen und recherchieren neue Trends und Entwicklungen sowohl im Haus wie im Markt. Über ihre Erfahrungen und Erlebnisse der ersten Monate berichten sie im Interview.

Wie waren denn die ersten Monate im Lab – war es eine große Umgewöhnung?

Benedikt Thienel: Das Ankommen war gar nicht schwierig. Eher die Abnabelung von den alten Projekten. Ich würde sagen, das hat etwa zwei Monate gedauert, bis ich wirklich ausgekoppelt war. Aber die Zeit braucht es auch, um sich hier zu orientieren, sich mit unterschiedlichsten Themen zu befassen, Eindrücke zu sammeln und eigene Ziele für die Zeit im Lab zu definieren.

 

Michael Fesel: Stimmt. In den ersten Wochen ging es erstmal darum, den Kopf frei zu bekommen von den ganzen Schranken und Barrieren, die man als DATEV-Mitarbeiter einfach entwickelt – und sich tiefer in das eigene Projektthema einzuarbeiten.

Was ist dabei herausgekommen?

Benedikt Thienel: Ich habe mir künstliche Intelligenz als Forschungsfeld vorgenommen. Da geht es momentan vor allem darum, Anwendungsszenarien zu durchdenken.

 

Michael Fesel: Ich beschäftige mich mit Big Data – so weit weg von Benedikts Thema bin ich damit nicht. Es gibt viele Berührungspunkte.

 

Benedikt Thienel: Wir arbeiten hier ja sowieso nicht monothematisch, dafür hängen die Themen zu eng zusammen. Oft entsteht der Nutzen erst durch die Kombination verschiedener Technologien: Ein Austausch zwischen den Projektleitern ist da wichtig. Man muss auch einfach mal spontan sein und Dinge aufgreifen, wenn sie gerade aktuell sind. So war ich beispielsweise eine Zeit lang auch intensiver in einem Blockchain-Projekt involviert. Das war auch ein sehr spannendes Forschungsfeld.

Wie arbeitet ihr im Lab?

Michael Fesel: Ein wichtiger Bestandteil unseres Jobs besteht darin, die Dinge zu verbinden, Netzwerke zu knüpfen, Ressourcen für Projekte zu finden. Die Struktur des Labs ist dabei Fluch und Segen zugleich: Fluch insofern, als dass nur wenige Mitarbeiter längerfristig im Lab arbeiten, die meisten hospitieren hier nur kurz und mit einem fest umrissenen Thema. Wenn man dann kurzfristig Leute mit thematisch-fachlichem Hintergrund für das eigene Projekt sucht, gibt es die im Kreis der gerade Anwesenden meist nicht. Andererseits ist diese hohe Fluktuation aber absolut wertvoll: Es gibt ja im Haus zu so gut wie jedem Thema Experten. Wenn die für ein paar Wochen ins Lab kommen, dann ist das eine große Bereicherung. Meist bringen sie ganz unerwartete Fähigkeiten und auch Ideen mit. Die Offenheit und Bereitschaft uns zu helfen, ist auf jeden Fall enorm.

 

Benedikt Thienel: Die Leute wollen helfen! Sie steuern ihre Ideen mit Begeisterung bei. Die Frage ist immer nur, wie gut das beim Einzelnen neben der normalen Arbeit in die Zeitplanung passt. Und es ist oft auch eine Herausforderung, sie aus den selbstauferlegten Grenzen des grünen Quadrats herauszulocken und das Denken in Produktsilos zu überwinden.

 

Michael Fesel: Wir dürfen darüber allerdings auch nicht den Fokus verlieren. Das gilt für uns als Projektmanager ganz besonders. Irgendwie müssen wir die richtige Balance finden, um zwei Jahre auf ein Ziel hinzuarbeiten und gleichzeitig offen für Entwicklungen zu bleiben. Ich stelle mir dazu immer einen Magneten vor, der uns gewisse Freiheiten lässt, aber dann auch immer wieder zurückholt.

 

Benedikt Thienel: Den Magneten braucht es, um keine rosa Luftschlösser zu bauen. Aber er darf nicht zu früh greifen. Ich finde Lufthansa und Airbus sind hier inspirierende Beispiele: Die gehen so weit ihr Produktversprechen zu brechen, um dann auf innovative Weise dieses Produktversprechen unter neuen Rahmenbedingungen wieder einzulösen. Lufthansa ersetzt das Thema Reisen durch virtuelle Mobilität, bei Airbus wird Fliegen in allen möglichen Denkformen dekliniert, bis hinunter auf die Ebene des Individualverkehrs. Es ist wichtig, solche Strategiebrüche zumindest zu denken, um Innovation zu fördern.

Aber das alleine reicht sicher nicht aus. Irgendwoher müssen doch auch Impulse kommen, die Ihr dann aufgreift und weiterverfolgt?

Benedikt Thienel: Klar, man kann nicht einfach nur frei denken. Wir müssen uns natürlich intensiv und ganzheitlich informieren, was im Markt so passiert. Jeder hat seine bevorzugten Quellen, angefangen mit Google Alerts, Online-Publikationen und Zeitschriften bis hin zu Fachbüchern. Wir gehen auch viel raus, beispielsweise auf Konferenzen, Kongresse, sprechen mit Mitgliedern und nehmen an Workshops teil. Die interessanten Informationen teilen wir untereinander und diskutieren auch viel. Auch die Hospitanten bringen immer interessante Anregungen ein. Eine ganzheitliche Betrachtung erfordert einfach viele Sichtweisen.

 

Michael Fesel: Jeder hat seine persönlichen Kontakte, auch über die sozialen Netzwerke. Vor allem auf Veranstaltungen lernt man viele spannende Leute kennen. Ich habe beispielsweise die meConvention in Frankfurt besucht – das war eine tolle Inspirationsquelle auf globaler Ebene, die Themenvielfalt war riesig und der Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturkreisen und Märkten absolut Horizont erweiternd. Teilweise werden in anderen Ländern ganz andere Zukunftsideen diskutiert, das ist spannend. Man stellt dabei auch fest, dass andere ebenfalls nur mit Wasser kochen: Vieles von dem, was da gesponnen wird, ist noch sehr abstrakt. Und es hilft, wenn man den Vergleich zu den Alltagsproblemen anderer bekommt.

Ich stelle mir das schwierig vor, solche Eindrücke ins Team zu tragen. Wie habt Ihr Euch da organisiert?

Benedikt Thienel: Die Fülle an Informationen, die man auf so einer Veranstaltung aufnimmt, ist für eine Einzelperson kaum zu erfassen, das ins Team hineinzutragen ist noch schwieriger. Das geht schon mit den thematischen Vorlieben los. Wenn dann Tracks parallel laufen, entscheidet letztlich jeder nach seinem eigenen Befinden. Und die Fülle an Informationen und Eindrücken kann man auch nicht kommunizieren. Wir versuchen das möglichst live und direkt ins Team zu geben. Dafür nutzen wir geeignete Kommunikationsplattformen. Das hilft auf jeden Fall auch für die eigene Dokumentation.

Und wie verarbeitet Ihr dann die Eindrücke? Innovation ist ja mehr als nur Augen aufhalten…

Benedikt Thienel: Stimmt, Innovation entsteht nicht durch faulenzen – es ist harte Arbeit. Vieles verwirft man, kommt später in neuem Kontext wieder… das ist intensiv, anstrengend – und macht unheimlichen Spaß!

Welche Hilfe bekommt Ihr dabei vom Lab?

Michael Fesel: Wir Projektleiter sind nur temporär für zwei Jahre im Lab. Unterstützt werden wir durch das „Kernteam“, das wesentliche Themen wie UX-Design, Methodenwissen, Geschäftsfeldentwicklung etc. abdeckt. Dazu kommen punktuell externe Dienstleister, die uns dabei helfen bestimmte Themen zu vertiefen. Aber der wichtigste Faktor ist die Freiheit: Wir haben hier keine Grenzen, wir denken ohne Schere im Kopf.

Wie sind denn die Reaktionen Eurer Kollegen, wenn ihr von Euren Erfahrungen im Lab erzählt?

Michael Fesel: Die Kollegen staunen. Sie sind fasziniert und überrascht über die hier gelebte Offenheit. Die Reaktionen sind allerdings auch ein wenig hierarchieabhängig: Mitarbeiter sind in der Regel eher begeistert, viele werden neugierig und suchen dann die Möglichkeit, als Hospitanten oder als Schatzsucher für ein paar Wochen mitzumachen. Bei Führungskräften gibt es eher mal etwas distanziertere Reaktionen, aber auch viel Interesse…

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Till Stüve

Leidenschaftlich gerne erzähle ich Geschichten - seit 2012 vorrangig über DATEV. Besonders im Fokus stehen dabei das Unternehmen als Arbeitgeber, die Transformation der Arbeit und Lernen als Schlüsselkompetenz für eine Welt im Wandel.