5 Jahre – 5 Interviews

Die richtigen Dinge auf die richtige Weise tun

von am Dienstag, 3 Juli 2018
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Unsere Software Craftsmanship Community (SCC) feiert in diesem Jahr ihr fünfjähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass möchten wir fünf Mitglieder vorstellen und mal hinter die Kulissen der Entwickler-Community schauen.

Heute mit Jürgen Latteyer, von Freunden und Kollegen Latti genannt. Er ist technischer Entwickler am Großrechner.

Was machst du bei DATEV?

Ich habe 1990 bei DATEV angefangen. Damals habe ich eine Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann gemacht. Den Lehrberuf gibt es aber heute nicht mehr. Ich bin dann relativ schnell mit dem Großrechner in Kontakt gekommen und seitdem bin ich in der Großrechner-Ecke *lacht. Im Augenblick bin ich im Bereich Lohn für Lohnabrechnungen zuständig. Hier bin ich technischer Entwickler und entwickle in Cobol und Assembler.

Was ist denn der Unterschied zwischen einem Großrechner und einem normalen PC?

Mein Kollege hat mir das damals so erklärt: Großrechner sind nicht, wie die Mickey-Mouse-Rechner, die jeder unter seinem Schreibtisch stehen hat, sondern die richtig großen Kisten von IBM. Sie sind für die Massendaten-Verarbeitung geeignet. Früher, als der Speicherplatz noch teuer war, kamen diese Rechner oft zum Einsatz. Auch Banken und Versicherungen arbeiten damit.

Seit wann bist du Mitglied in der SCC?

In der SCC bin ich ungefähr seit zwei Jahren. Damals war ich auf einer Veranstaltung der Agilen Community von DATEV. Da wurde eine PowerPoint Präsentation gezeigt. Den Zuschauern war schnell klar, dass jetzt gleich eine Folienschlacht kommen wird. Plötzlich stand jemand aus dem Publikum auf und beschwerte sich über den Vortrag mit so vielen Folien voller Text und meinte, man könne das anders ja viel besser machen. Als ein anderer Zuhörer dann sagte: „lass die da vorne doch mal machen“, stellte sich heraus, dass die Situation und der Zwischenrufer nur gespielt waren, um deutlich zu machen dass man keine Folienschlacht braucht, um sein Wissen weiterzugeben. Der Zuschauer, der sich beschwerte, war Andy Fischer – der Gründer der SCC. Ich habe mich dann ein paar Mal mit ihr getroffen und bin so auf die Community aufmerksam geworden.
Seit Januar vergangenen Jahres bin ich auch im SCC-Orga-Team.

Was sind deine Aufgaben im Orga-Team?

Wir organisieren in Zweiergruppen, sogenannten Pairs, die Veranstaltungen der SCC, wie Meet-Ups oder Vorträge. Wir machen aber auch manchmal verrücktere Sachen. Es gab zum Beispiel einen Workshop zu Clojure, einer Sprache in der man funktional entwickeln kann. Oder refuctoring: Man verschlechtert guten Code schrittweise und erklärt bei jedem Schritt, was man gerade verschlechtert hat.
Eine wichtige Aufgabe ist aber auch das Netzwerken. So lernen wir Leute kennen, von denen wir noch etwas lernen können.
Ich unterhalte mich sehr gerne mit unterschiedlichen Leuten, weil ich es einfach interessant finde, was andere machen. So kann ich über den Tellerrand schauen und viel lernen. In unserem Job ist es wichtig, viel voneinander zu lernen und das Wissen miteinander zu teilen. Nur so können wir unser Wissen auf eine breite Basis stellen.

Also seid ihr verantwortlich für die vielen tollen Veranstaltungen, die die SCC macht. Welche ist denn dein Favorit?

Eigentlich sind es sogar zwei Veranstaltungen, die mir besonders gut gefallen. Einmal sind das die Code-Retreats, weil es schön ist, dass man einfach hingehen und Programmiersprachen ausprobieren kann, von denen man noch keine Ahnung hat. Gerade als Großrechner-Mensch finde ich das toll, weil ich sonst mit manchen Sprachen gar nicht in Berührung kommen würde.
Die andere Veranstaltung ist das Hacker-Kegeln. Das gibt es seit über einem Jahr und hier sind auch externe Teilnehmer dabei, was ich persönlich toll finde. Wie der Name schon verrät findet das Format in unserer DATEVeigenen Kegelbahn statt. Mittlerweile haben wir bis zu 25 Teilnehmer, die sich bei Pizza und Bier austauschen und ihr Wissen teilen.

Was würdest du sagen, fehlt noch in eurer Community?

Mich würde es sehr freuen, wenn noch mehr Input aus der Community kommen würden. Das funktioniert zwar schon relativ gut, aber ich glaube, da geht noch mehr. Damit meine ich, dass die Mitglieder ihr Wissen aktiv an andere weitergeben. Sich also wirklich melden und sagen: „ich weiß was zu Thema XY – Wer hat Interesse?“. Es gibt immer wieder Leute, die nichts sagen, weil sie denken: Das interessiert doch keinen – Aber es finden sich immer Leute die sich für ein Thema interessieren. Dafür würden sich Open Space Formate anbieten. Hier kann man sein Wissen anderen Anbieten, zum Beispiel „Ich würde euch gerne etwas zu dem Framework erzählen“. Man kann aber auch ganz konkret nach dem Know-how der anderen Fragen, beispielsweise “Wer kann mir was zu Git erzählen?“.

Was ist denn aus deiner Sicht der Vorteil, sich in der SCC zu engagieren?

Ein Vorteil ist, dass man sich ein großes Netzwerk zulegen kann. Man kennt die Leute nicht nur, sondern weiß auch, wer was weiß. Das ist gerade heute in unserer vernetzten Wissensgesellschaft sehr wichtig. Alles wird komplexer und man braucht unglaublich viele Informationen, um mitzukommen. Da hilft so ein starkes Netzwerk natürlich sehr.
Ein anderer Vorteil ist, dass du dich auch als Entwickler wertvoller machst, weil du einfach über mehr Wissen verfügst und ständig dazulernst.
Aber die Community macht mir vor allem richtig viel Spaß.

Was hast du gelernt, seitdem du Mitglied bist?

Ich glaube, dass mich die Community auch ein Stück weit zu einem anderen Menschen gemacht hat. Für uns Entwickler werden Soft-Skills immer wichtiger und darüber habe ich sehr viel in der Community gelernt. Zum Thema Feedback und Konfliktmanagement zum Beispiel. Ich habe auch gelernt, wie man Menschen Dinge besser erklärt. Außerdem glaube ich, dass ich seit ich Mitglied bin, die Software-Entwicklung professioneller angehe. Denn es kommt nicht nur darauf an, die richtigen Dinge, sondern auch die Dinge richtig zu tun.

Lattis Hash-Tags zum 5. Geburtstag:
#lebenslangesLernen #aufdienächsten5 #WissenteilenmachtSpaß #NeugierigBleiben
#BlickÜberDentellerrand

Hier schreibt für euch:

Kathrin Krause

ist 2015 nach ihrem Masterabschluss als Redakteurin bei DATEV eingestiegen. Sie ist zuständig für alle Themen rund um Karriere, Personal und Soziales in der internen und externen Kommunikation.