Reisen während Corona

Heimaturlaub, Auslandssemester und ein echter italienischer Espresso

von am Mittwoch, 21 Oktober 2020
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2020. Ein sehr besonderes Jahr. Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor fest im Griff. Auch wenn die Zeit gefühlt im Frühjahr stehen geblieben ist, geht es trotzdem weiter. Studenten beenden ihr Studium oder verbringen ein Semester im Ausland.

Als es Richtung Sommer ging, hat sich bei dem ein oder anderen die Frage gestellt, ob es legitim ist, in den Urlaub zu fahren – oder auch zu fliegen.

Wir haben bei unseren Kolleginnen und Kollegen nachgefragt, wie sie ihren Urlaub verbringen beziehungsweise wie das Auslandssemester während der Pandemie abgelaufen ist.

Auslandssemester während der Corona-Pandemie in Riga

Wenn sich Studenten für ein Auslandsstudium entscheiden, dann um neue Erfahrungen und Eindrücke zu gewinnen, sich weiterzuentwickeln und an neuen Herausforderungen zu wachsen. Tja, ich hatte Herausforderungen der ganz anderen Art. Denn eine weltweite Pandemie im Ausland zu erleben, in dem das Gesundheitssystem nicht gerade den Standards von Deutschland entspricht, ist schon was Herausforderndes. Vom 28. Januar bis 30. Mai habe ich mein Auslandssemester in Lettland verbracht. Wir haben Ende Februar/Anfang März die Entwicklungen von Corona beobachtet. Hier dachte noch keiner, dass solche Auswirkungen auf uns zukommen werden. Ich hatte sogar Mitte März einen Flug zurück nach Deutschland gebucht gehabt, um einen Familiengeburtstag zu besuchen. Doch dann kam alles anders.
Die ersten Fälle tauchten in Riga von Reiserückkehrern aus Italien und Österreich auf. Die Regierung beriet immer wieder über Grenzschließungen, genauso wie die Nachbarländer Litauen und Polen. Schweren Herzens sagte ich meinen Flug nach Hause ab, aus Angst nicht mehr nach Lettland einfliegen zu können, um mein Studium dort zu beenden. Und so kam es auch, einen Tag später kam die Verkündung, dass die Grenzen in zwei Tagen schließen werden ohne jede weitere Möglichkeit der Einreise oder Ausreise. Wann kommt sowas schon mal vor, dass mein ein Land, selbst wenn man es wirklich möchte, auf unbestimmte Zeit erstmal nicht verlassen kann.

Die Hälfte der Erasmus-Studenten verließ aus Angst das Land oder, um in die Länder zurückzukehren, die besonders schwer betroffen waren, um bei ihren Familien zu sein. Meine Freunde und ich entschieden nach langen Diskussionen dort zu bleiben, da es in Deutschland viel schlimmer hinsichtlich der Infektionszahlen aussah. Online- Vorlesungen wurden eingeführt, eine 2 Personen-Regel auf der Straße, alle Events abgesagt, alle Reisen gecancelt. Öffnungszeiten von Bars, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten wurden gekürzt. Malls wurden geschlossen. Man durfte sich nur noch mit seinem Hausstand treffen und musste zu anderen Personen2 Meter Abstand halten. Masken gab es nur im öffentlichen Nahverkehr, den man nicht mehrnutzen sollte.

Flüge nach Deutschland gab es dann nach 4-6 Wochen das erste Mal wieder. Diese wurden von der lettischen Regierung angeboten, um Letten zurückzuholen. Man wusste allerdings nie, ob es noch einen Flug geben würde und die deutsche Botschaft konnte einem keinerlei Hilfe oder Beratung bieten. Man war auf sich alleine gestellt. Der Ausnahmezustand wurde alle 6 Wochen verlängert, dabei bekamen wir als Ausländer immer als letztes die Information.

Der Ausnahmezustand wurde bis zu meiner Abreise am 30.05 nicht aufgehoben.

Autorin: Celine Kuhse studiert BWL und Wirtschaftspsychologie und arbeitet bei DATEV als Werkstudentin im Bereich Accounting Datenmanagement und Archivservices.

Auf der A22 Richtung Lago di Garda

Bang blickte man tagelang auf „die Zahlen“. Venetien steigt, Lombardei nimmt zu. Kann man es trotzdem wagen? Glücklicherweise gab man dem Herzen dann doch einen Ruck und drückte das Gaspedal durch mit Zielrichtung Bella Italia. Der Gardasee, das war mal eine eher kleine denkbare Urlaubseinheit. Fiel einem nichts Besseres ein, gings halt zum „Lago“. 2020 war es Ziel kühnster Träume. Ich erinnere mich nicht daran, jemals so beglückt am Brenner gewesen zu sein. Den ersten italienischen Espresso schlürfen, dann weiter auf der A22 und anschließend in Nago, noch oberhalb am Kreisverkehr den ersten Blick auf diesen wundervollen See erspähen können. Stets ein magischer Moment, der in diesem Jahr aber besonders hinreißend und entzückend war. Glück kann doch relativ nah sein.

Autor: Michael Öchsler ist Redakteur bei DATEV und betreut die Kommunikation der HR-Themen.

Heimaturlaub

Es ging für uns in das Bundesland, indem ich geboren und aufgewachsen bin: Brandenburg. Warum nicht einfach mal in der Heimat Urlaub machen, dachten wir uns und damit waren wir nicht die Einzigen. Der Ferienpark, in dem wir uns für eine Woche ein Haus gemietet hatten, war komplett ausgebucht. Direkt am See gelegen war unser Urlaubsort auch wirklich schön, aber auch etwas voller als gedacht.

Jetzt galt es sich der Frage zu widmen: was tun in der brandenburgischen Kleinstadt außerhalb der Feriensaison? Die wenigen Freizeitangebote waren schnell ausgeschöpft und so beschlossen wir, einer unserer Lieblingsstädte einen Besuch abzustatten – es ging nach Berlin, gleich zwei Mal. Ein bisschen Second-Hand-Shoppen hier, ein kleiner Brunch dort und ganz ganz viel Entspannung in einem wirklich tollen Spa oder eben auch ein Besuch im wirklich empfehlenswerten Naturkundemuseum. Ja, hier gefiel es uns schon deutlich besser. Auch die Menschen wirkten auf mich entspannter und sie trugen, entgegen all meiner Vorurteile, alle eine Maske und hielten Abstand zueinander, was man von den Brandenburgern nicht gerade behaupten konnte. Da wurden wir schon das ein oder andere Mal doof angesehen, wenn wir mit unserem Mund-Nasen-Schutz ein Geschäft oder Lokal betreten hatten, denn das tat dort häufig sonst keiner. So richtig wohl haben wir uns leider nicht gefühlt und waren sehr happy, dass wir die letzten beiden Tage unseres Urlaubs auf dem Campingplatz meiner Großeltern verbringen konnten. Der liegt ebenfalls in Brandenburg, aber die Stimmung und die Menschen waren hier ganz anders. Wir haben uns, wie man so schön sagt, sau wohl gefühlt und direkt beschlossen im kommenden Jahr wiederzukommen.

Für uns steht allerdings fest: einen längeren Urlaub in Deutschland machen wir in Zukunft nur noch in einer größeren Stadt oder in den Bergen – da wissen wir, was auf uns zukommt. Und solange Corona weite Flugreisen unmöglich macht, werden wir uns gerne irgendwo in Europa erholen, nur eben nicht mehr in der Heimat, denn so richtig abschalten konnten wir dort leider nicht.

Autorin: Kathrin Krause ist bei DATEV die Projektleitung des DATEV-Botschafter Programms.

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