Führen Frauen wirklich anders als Männer und verändern dadurch auch die Unternehmenskultur? Frauen planen langfristiger und sind weniger risikoorientiert als Männer. Je mehr Frauen im Top-Management sitzen, desto geringer sei der Aktienkurs während der Finanzkrise 2008 gefallen, behauptet die McKinsey-Studie ‚Women Matter 3‘ aus 2009. Trotzdem ist in Deutschland noch immer eine weit unterdurchschnittliche Besetzung von Führungspositionen mit weiblichen Führungskräften – insbesondere auf Top-Ebenen – Realität.
Das Management wird in Zukunft weiblicher sein, mit und ohne gesetzliche Frauenquote. Dies ist eine zwangsläufige Folge der Marktgegebenheiten. Das Ringen um die Talente und ihre Bindung ans Unternehmen haben unter dem Stichwort „Arbeitgeberattraktivität“ höchste Priorität in der strategischen Planung erreicht. Wer als Unternehmen das Potenzial von Frauen nicht nutzen kann, wird den Wettbewerb verlieren.
Familienministerin Schröder spricht sich für eine Selbstverpflichtung der Unternehmen und gegen eine gesetzliche Quote aus, während Arbeitsministerin von der Leyen auf „mutige Beschlüsse“ für eine Quotenlösung setzt.
Derzeit suchen Personalberater allerorten gezielt nach Frauen für Vakanzen in Vorständen und Aufsichtsräten. Wäre eine pauschale gesetzliche Vorgabe der Geschlechterverteilung in Vorständen und Aufsichtsräten überhaupt vereinbar mit dem Recht auf Gleichbehandlung aus Artikel 3 Grundgesetz sowie aus dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz AGG?
Was läuft bei DATEV? Während der Anteil der Frauen an der Belegschaft in den vergangenen sechs Jahren bei 41 Prozent lag, konnte im gleichen Zeitraum der Anteil der Frauen in Führungspositionen von 18 auf 24 Prozent erhöht werden. Ziel ist es, diesen Anteil in den nächsten Jahren weiter zu steigern. Noch sind wir im Vorstand nur Männer.
Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit während Elternzeit, Väter in Elternzeit, Führen in Teilzeit, Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Kita-Plätze, Arbeiten von Zuhause: Gute Rahmenbedingungen für Mitarbeiter und Führungskräfte, ihre Arbeitszeit den privaten Bedürfnissen anzupassen, sind uns sehr wichtig. Ein Fünftel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeitet bei DATEV in Teilzeit, ein Drittel hat einen Remote-Zugang zu betriebsinternen Netzen.
Doch noch wichtiger ist die Kultur eines Unternehmens. Dies ergab eine aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts, die mit zahlreichen Unternehmen durchgeführt wurde. Als kulturelle Hürden werden dort u.a. genannt:
- Der ökonomische Mehrwert von heterogen zusammengesetzten Teams wird nicht erkannt.
- Bei Besetzungsprozessen bestehen Abhängigkeiten von Netzwerken und Ähnlichkeitsanforderungen.
- Die mit der Führungsebene ansteigenden Verfügbarkeitsanforderungen an Führungskräfte führen dazu, dass außerberufliche Verpflichtungen zum Ausschlusskriterium bei der Besetzung von Führungspositionen werden.
Mein Fazit: Neben der Flexibilisierung von personalwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Frauen und Männer zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Angeboten der Kinderbetreuung kommt es vor allem darauf an, in den Unternehmen kulturelle Hürden der Frauenförderung beiseite zu räumen. Eine gesetzliche Frauenquote hilft dabei nicht.