Der Wandel der Arbeitswelt ist fundamental

von am Montag, 17 Februar 2014
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‚Es gibt keinen Fachkräftemangel, es gibt nur weniger attraktive Arbeitgeber als andere‘ könnte ein provozierendes Statement lauten, das die deutliche Botschaft enthält, die Personalpolitik vergangener Tage endgültig an den berühmten Nagel zu hängen. Arbeitgeberattraktivität ist das neue Mantra.

Jörg von PappenheimDie Arbeitswelt ist im Wandel begriffen. ITK-Technik ermöglicht mobiles Arbeiten, Satellitenbüros und Arbeiten von zu Hause durch einen schnellen, sicheren Zugang zu betriebsinternen Netzen. Mitarbeiter und Unternehmen gewinnen an Flexibilität. Folge ist eine ‚Entgrenzung‘  von Arbeitszeit- und -ort. Der Stress in den Unternehmen wuchs in den letzten Jahren durch Zeitdruck, durch ständige persönliche Erreichbarkeit über Mail & SMS, durch hohe Veränderungsgeschwindigkeit und Anforderungsdichte. Je besser es einem Arbeitgeber vor diesem Hintergrund gelingt, die Vereinbarkeit von privatem Umfeld und beruflicher Tätigkeit zu fördern, desto eher wird ein Ausgleich geschaffen, eine neue Balance hergestellt. Je größer das Unternehmen, desto eher stößt man heute auf Angebote einer aktiven  Gesundheitsförderung. In jüngster Zeit kamen vielfach betriebliche Regeln zur persönlichen Erreichbarkeit via Smartphone und Tablet-PC nach Dienstschluss hinzu, um Ruhephasen sicherzustellen. Oder einfach die Ansage von Führungskräften, auf ihre Mails an Abenden, Wochenenden und Feiertagen keine Antwort von den Mitarbeitern zu erwarten.

Und dann sind da noch die Sozialen Medien. Glaubt man den einschlägigen Studien, so wird durch ihren externen und internen Einsatz der Zugang zu Wissen und Innovation beschleunigt, die Kommunikation vereinfach und auch Marketingkosten eingespart. Enterprise 2.0 heißt das dann wohl. Die interne Anwendung sozialer Medien fördert eine hierarchiefreie, direkte Kommunikation sowie offenere Informations- und Entscheidungsprozesse.

Eine weitere Veränderung betrifft die Organisationsstrukturen eines Unternehmens. Flexible und agile Netzwerkorganisationen lösen starre, hierarchiebetonende Linienorganisationen ab. Offene Raumgestaltung löst Zellenbüros ab. Die Begegnung und das informelle Gespräch werden nicht dem Zufall überlassen.

Idealerweise entsteht so eine Arbeitswelt, die Kollaboration fördert durch offene Systeme, offene Innovationsprozesse, offene Räume (Open Space), offene Organigramme und nicht zuletzt: durch offene Führung. Der Wertewandel der Generationen, die Mobilität des Arbeitsortes, die Individualisierung der Arbeitszeit, die Vernetzung in sozialen Medien, alles dies verlangt nach Autonomie des Mitarbeiters. Zeitgemäße Mitarbeiterführung unterstützt die Selbstverantwortung  und schafft Gestaltungsraum. Vertrauen erhält den Vorzug vor Kontrolle. Vertrauen beweist nicht nur im Geschäft mit dem Kunden, sondern auch in der Mitarbeiterführung seine ökonomische Relevanz.

So verwundert es auch nicht, dass bei der Preisverleihung des kürzlich von XING verliehenen „New Work Award“, die Kriterien Demokratie, Diversität, Kooperation, Autonomie und Gemeinschaftssinn als Bewertungsmaßstäbe dienten.

Künftig wird es Unternehmen geben, die weiterhin nach dem klassischen Paradigma der Effizienz geführt werden. Und es wird andere geben, die sich auf eine neue, nachhaltige Form der Unternehmensführung einlassen. Möge jeder selbst entscheiden, wo er arbeiten möchte.

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Jörg von Pappenheim

begann nach dem Studium der Rechtswissenschaften seine berufliche Laufbahn im Personalbereich bei Siemens. Anfang 1997 wurde er Personalchef des Rodenstock-Konzerns in München. Von 2004-2018 war er Mitglied des Vorstandes der DATEV eG. in Nürnberg, IT-Dienstleister für Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer sowie deren Mandanten. Zu seinem Ressort gehören die Bereiche Personal, Gebäude und Umwelt. Heute ist er Transformationsberater und Dozent. Seit März 2019 Senior Advisor bei taskforce.