Als ich zwischen 2005 und 2008 die Ausbildung zum Fachinformatiker durchlief, war mir die Bedeutung und Wichtigkeit des Großrechners der DATEV noch nicht bewusst. Der große „Host“ wurde zwar immer wieder in den Einführungstagen erwähnt, aber richtige praktische Erfahrungen sammelten ich und meine Azubi-Kollegen zunächst nicht.
In der Berufsschule wurde der Großrechnerbereich in der Lehre völlig außen vor gelassen. Auch wurde uns beigebracht, dass die Programmiersprache Assembler als veraltet gilt und heutzutage nur noch von Entwicklern gebraucht wird, die auch nicht abgeneigt sind, einen Lötkolben zu benutzen.
Allerdings hat mich das systemnahe Programmieren schon immer fasziniert und so hegte ich den Wunsch, während meiner Ausbildung einen praktischen Einblick in die Assembler-Entwicklung zu gewinnen.
So kam es, dass ich mich ab dem 2.Lehrjahr ein Jahr lang auf meinen ersten Einsatz im z/OS Bereich schulen ließ. Über eine Schulungsreihe erlernte ich das wichtigste Handwerkszeug rund um die Host Entwicklung. Ich erlangte einen Einblick in verschiedenste Programmiersprachen, wie z.B. C, COBOL oder auch Assembler.
Bei meinen ersten Abteilungseinsatz fühlte ich mich zwar in der Assembler-Programmierung noch recht unsicher, aber dank der tatkräftigen Unterstützung meiner erfahrenen Kollegen konnte ich so manchen Schock überwinden. Auch heute noch kommt es nicht selten vor, dass ich Programme editiere, die weit vor meiner Geburt begonnen wurden. Dies gibt mir immer noch ein sehr merkwürdiges Gefühl.
Doch Assembler Entwicklung bedeutet mehr als nur „Bit für Bit“ hin und herzuschieben. Für mein Abschlussprojekt entwickelte ich eine Web Browser Anwendung, die Daten aus einem Assembler Programm ausgewertet und in einer HTML Webseite anzeigt. So konnte ich das Moderne mit dem Bewährten vereinen.
Nun bin ich schon seit knapp 7 Jahren im Großrechnerbereich tätig. Immer noch gehört neben Assembler Entwicklung, die Web Programmierung zu meinem täglichen Aufgabengebiet.
Die z/Talents bieten mir nicht nur einen Erfahrungsaustausch, sondern geben mir auch Einblicke in weitere Themengebiete, mit denen ich im alltäglichen Arbeitsleben sonst nicht in Berührung komme. Hierzu zählen z.B. die Möglichkeit Linux auf einem Großrechner System zu betreiben oder die Einblicke in unterschiedliche Zugriffsmethoden auf das z/OS Dateisystem.
Und übrigens: Einen Lötkolben habe ich bis jetzt noch nicht gesehen 😉
Über den Autor
Florian Andrews ist 26 Jahre und ausgelernter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. In seiner Freizeit geht er gerne zum Fußball oder läuft einige Runden im Wald.
2 Kommentare
Als 76-jähriger ehemaliger Programmierer eines Softwarehauses in Wiesbaden war ich ein begeisterter Assembler-Programmierer. Das Programmieren lernte ich in einer Frankfurter Privatschule, Samstags Vormittags und Donnerstags Abend, also auf dem klassischen 2. Bildungsweg. Als 2. Sprache lernte ich Cobol, damals auf IBM /360-40 mit 256 Kilobytes Hauptspeicher, der noch Kernspeicher genannt wurde. So lange ich dienstlich durfte, habe ich mit Assembler programmiert. Bei 2 Kunden habe ich in den 80er und 90er Jahren damals schon uralte Programme von Assembler in PL/I umgeschrieben. Einer der Kunden hatte noch hauseigene Assembler-Macros, die zuerst aufgebohrt werden mussten, weil eine Parameter-Gruppe mit Datei-Namen zu klein gewesen ist. Das war der schönste Auftrag in 21 Jahren in der Software-Schmiede. Bei’m 2. Auftrag in den 90er Jahren konnte man sehen, wie vorher die Änderung der Jahreszahl von 2- auf 4-stellig gemacht wurde. Es war derat falsch programmiert, dass ich mich wunderte, wieso das Programm fehlerfrei lief. die früher 2-stellige Jahreszahl wurde mit „00“ verglichen, die später 4-stellige Jahreszahl wurde immer noch mit „00“ verglichen. Im Literal-Pool, der entweder mit LTORG erstellt wird oder am Ende des Programms gebildet wird, sah ich dann, dass hinter „00“ mehrere Felder mit Nullen, u.a. CL2″00″ gebildet waren. Also lief das Programm zufällig richtig. Wäre nach dem 1. „00“ z.B. ein „02“ gebildet worden wäre das Programm nach der Änderung nicht mehr gelaufen. Ich habe den Abteilungsleiter des Kunden darüber informiert. Er bedankte sich dafür, das war aber auch alles. Ich bat meinen Arbeitgeber, das Softwarehaus, solche alten Fehler den Kunden mitzuteilen und daraus Umsätze zu generieren. Man bedankte sich bei mir und veröffentlichte es in der Firmenzeitung. Das war aber auch alles. Diese Firmenzeitung Nr. 29 vom März 1998 habe ich immer noch. Von über 1.000 Programmierern bei insgesamt 4.500 Mitarbeitern war ich der einzige, der sich in dieser Art gemeldet hat. Als die Firma dann „modern“ wurde, und die jungen Manager von den Unis kamen und das Zepter schwangen, wurde die Host-Programmierung eingestellt. Eine Epoche ging zu Ende. Ob die jungen Manger mit einem Lötkolben umgehen können, weiß ich nicht, aber über die Produkt-Palette von BMW für die Dienstwagen sind sie bestens informiert. Mehr als über die „Ware“ EDV-Sachwissen, die sie an die Kunden verkaufen können. Jetzt wir diese herrliche Firma abgewickelt.
Mir macht Assembler selbst noch im Jahr 2021 sehr viel Spaß! 😀