„Guten Morgen Bildungselite!“ – Geruchsexperimente, Buchhalternasen und Feueralarm von am Dienstag, 17 November 2015
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„Die Schule naht heran“ schrieb meine Freundin Selina vor einigen Wochen in einer Rundmail an uns DATEV-Mädels der WKD10C.

InteressiertNun, aus der WKD10C ist mittlerweile die WKD11C geworden und auch sonst hat sich einiges geändert. Nein, liebe Leserinnen und Leser, das Angebot unseres geschätzten Pausenverkaufs besteht weiterhin aus Tortellini, die wahlweise mit Tomaten- oder Käsesoße serviert werden und Handhelds (wie ich erst neulich erfahren habe, handelt es sich bei diesem hochwissenschaftlichen Begriff um einen Sammelbegriff für tragbare, elektronische Geräte mit Stromversorgung) sind auch weiterhin strikt verboten. Die erste, erwähnenswerte Neuerung erschlug uns wortwörtlich beim Betreten unseres neuen Klassenzimmers (, das sich im Übrigen auch weiterhin im zweiten Stock befindet, so dass asthmageplagte Mitglieder unserer Klasse auch weiterhin gefährdet sind, im Anflug eines Anfalls die Treppe rückwärts wieder herunter zu stolpern): Als wir nämlich die Tür unseres Klassenzimmers öffneten, offenbarte sich uns, neben dem bereits bekannten Temperaturumschwung von 20 auf 50 Grad, auch ein wenig Eisessenangenehmer Geruch. Nach zweiwöchigen intensiven Geruchsexperimenten und zahlreichen Asthmaattacken, sind wir mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass die absonderliche Ausdünstung vom frisch lasierten Parkett des Raumes aufsteigt. Und weil das wirklich nicht so angenehm ist (im Übrigen schätzen wir natürlich den wunderbaren Glanz unseres Bodenbelages) und wir nun stets die Wahl haben, uns dem aromatisierten Drogenrausch hinzugeben oder zu erfrieren (Fenster offen, bedeutet nämlich „Geruch ade“), haben Johanna und ich vorsorglich den Rektor unseres hochgeschätzten Bildungsinstitutes informiert. Dieser sitzt übrigens in einem wunderschönen Büro mit einer roten Vespa. Ich vermute, dass er plant, bei einem eventuellen Feueralarm damit zu flüchten.

Folgen Sie diszipliniert der Lehrkraft!

Apropos Feueralarm: Auch einen Probealarm durften wir in den letzten zwei Wochen miterleben. Im Klassenverbund mussten wir geordnet das Gebäude verlassen und uns auf der nahe gelegenen Wiese versammeln. Dort angekommen, zählte der Wilde nach, ob auch alle dem imaginären Feuer entkommen waren. Wir vermuten allerdings, dass er, weil er nicht alle Schüler seiner Klasse fand, einfach bei einer anderen Klasse weiterabzählte, solange bis er die erforderlichen 33 Schülerinnen und Schüler beisammen hatte. Wir verzeihen ihm. Schließlich haben wir ihn gern!

Wer sind wir? Und wie viele?

AndiWahrscheinlich sind Sie eben schon über die stattliche Anzahl von 33 Schülern gestolpert. Womit wir schon bei der nächsten Überraschung wären: Nachdem ich einige Momente an meinem Geisteszustand gezweifelt hatte, fiel mir doch wieder ein, dass man uns bereits im letzten Schuljahr damit gedroht hatte, zwei Klassen zu einer zusammenzulegen. Erleichtert, dass ich nicht innerhalb von acht Wochen vergessen hatte, wie meine Klassenkameraden aussehen, begab ich mich auf meinen Platz in der altbewährten DATEV- und H&M-Reihe in der vierten Reihe. Und das, meine lieben Leserinnen und Leser, sollte noch von großer Bedeutung sein.

Wie wir nämlich feststellten, ist es ziemlich schwer, den Lehrer zu verstehen, wenn 33 Leute  im Klassenzimmer reden. Und an dieser Stelle musste ich an meine Mutter denken, die ebenfalls Lehrerin ist und nach den Sommerferien bereits nach zwei Wochen Unterricht die Herbstferien herbeisehnt. Versuchen Sie doch einmal, 33 Leute zu übertönen. Ich bin mir sicher, am nächsten Tag klingen Sie, als hätten Sie am Wochenende ein wenig zu tief ins Glas geguckt.

Und mit Zuhören ist da übrigens auch nicht viel. Da wünschen wir uns doch zuweilen alle die Ohren dessen, der um die Ecke hören kann.

Man lernt nie aus…

Der Mann mit dem Daumen hat nicht nur einen Rollkoffer, sondern auch einen Roll-Computer. Wie wir im Laufe des Schulblocks herausfanden, beschäftigt er sich mit eben diesem Computer, an dem ein hochmoderner Buchscanner angebracht ist, ebenso gerne, wie mit seinem Daumen der rechten Hand. Statt in einem weiteren Lernfeld haben wir den Herren der orangenen Schulbücher in diesem Jahr nicht in einem berufsbezogenen Lernfeld, sondern in Englisch. Und auch hier haben wir einiges gelernt. Zum Beispiel, dass man staff im American-English auch als [stäf] aussprechen kann – das ist kein Problem, nur richtig ist es auch nicht!

Wir vermissen unseren Herrn Heil!

TraurigHerr Heil, unser Meister der Bilanzen, hat uns leider verlassen, um seinen pädagogischen Fähigkeiten im Fernen Passau Raum zu geben. Wir sind sehr traurig darüber und vermissen ihn wirklich sehr (an dieser Stelle geht natürlich ein Gruß an ihn)! Trotzdem geht das Leben weiter: Der Wilde unterrichtet nun die eine Hälfte der Klasse auch in Rechnungswesen und wieder einmal ist es äußerst erstaunlich, wie viele Fächer so ein Berufsschullehrer beherrschen muss. Für mein Empfinden ist das in etwa so, als würde ich von heute auf morgen auf die Idee kommen, ich könnte ja auch als Friseuse arbeiten. Ich schließe Wetten mit Ihnen ab, meine Schwester würde mich nicht an ihre einen Meter lange Mähne lassen! So ähnlich ist das auch mit den Lehrern. Es gibt Fächer, da kennen sie sich einfach aus. Da überlegt man stundenlang, wie man sie in die Pfanne hauen kann und stellt möglichst komplizierte Fragen und dann wissen sie doch eine Antwort! Johanna würde sagen: „Hate my life, I want pizza!“. Und in anderen Fächern spürt man förmlich, wie sie innerlich zusammenzucken, wenn man den Arm gekonnt in Zeitlupe in die Luft reckt. „Nein“, scheint ihr Blick zu sagen, „Nicht ich!“. Um diesem Umstand vorzubeugen, entschließt sich der Wilde, der im Übrigen eine Koryphäe in Sachen Telefonanlagen und Servicegesprächen ist, den Unterricht unauffällig von Präsenzunterricht in „Heute macht ihr alles mal in Gruppen und stellt euch die Ergebnisse dann vor“-Unterricht umzuwandeln. Funktioniert leider nur bedingt, denn die Kennzahlen der Bilanz sind uns solange ein Rätsel, bis unsere Rechnungswesen-Fee aus dem Krankenstand zurückgekehrt ist und eine Hälfte der Klasse übernimmt.

Wir sind schlau!

Am Ende des ersten Schulblocks im zweiten Lehrjahr sind wir um einiges schlauer. Und so verwundert es uns nicht, dass uns der Busfahrer morgens mit der freundlichen Anrede „Guten Morgen, Bildungselite“ bittet, doch, und zwar wie jeden Morgen, im Bus von vorne nach hinten durchzugehen. Denn schließlich wollen wir alle dorthin – in die Berufsschule nach Forchheim.

Hier schreibt für euch:

Kerstin Rockenmaier

hat im September 2014 eine Ausbildung zur Kauffrau für Dialogmarketing bei der DATEV begonnen. Vor ihrem Eintreten in die „grüne Welt“ hat sie ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert – nun darf sie bei der DATEV arbeiten (und das ist auch gut so), die Liebe zum Schreiben ist ihr aber dennoch erhalten geblieben.