Interview mit Personalleiterin Julia Bangerth

Die Menschen selbst machen ein Unternehmen aus

von am Dienstag, 30 August 2016
Diesen Beitrag teilen:

Hoch über den Dächern Nürnbergs traf ich die neue Personalleiterin der DATEV, Julia Bangerth, um ihr in Sachen Zukunft der Ausbildung ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Um in das Büro mit der fantastischen Aussicht über Nürnberg zu gelangen, führte mich der Weg bis in den siebten Stock des DATEV-Gebäudes in der Fürther Straße, wo ich meinen Besuch, zugegebenermaßen ziemlich aufgeregt, im Sekretariat anmeldete.

Kurz darauf begrüßte mich Frau Bangerth und bat mich in ihr Büro. Ich muss ehrlich sagen, dass die Souveränität, die sie bereits auf den ersten Blick ausstrahlt, mich nachdrücklich beeindruckt hat. So manches Mal hätte ich mir bei Terminen mit Vorgesetzten eine ähnliche Wirkung auf andere Menschen gewünscht – aber schließlich kann man nicht alles haben.

Frau Bangerth kam am 01.03.2016 von einem finnischen Unternehmen mit dem schwer auszusprechenden Namen „Pöyry“ zu uns. Pöyry ist ein internationales Consulting- und Engineering-Unternehmen und unterstützt Kunden in den Bereichen Energie, Industrie und Infrastruktur. Ähnlich wie bei der DATEV, so erzählt die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin Frau Bangerth lächelnd, „ist das Unternehmen in seinem Bereich eine echte Größe, dem Normalverbraucher jedoch erst einmal relativ unbekannt.“

Warum DATEV? – „Eine Genossenschaft – intern wie extern“

Auf die Frage, warum sie sich bei der Suche nach einer neuen Herausforderung gerade für die DATEV entschieden hat und in wieweit sie sich in unserer „grünen Welt“ schon eingelebt hat, weiß Frau Bangerth gleich eine Antwort. „Mir sind die Werte und die Kultur eines Unternehmens sehr wichtig“, meint sie. „Die Unternehmensphilosophie, die DATEV nach außen kommuniziert, hat mich sehr beeindruckt“. Man habe sie hier mit extremer Offenheit begrüßt, die Menschen, die im Unternehmen arbeiten, seien „zugänglich und freundlich“, so dass sie sich auf Anhieb wohl gefühlt habe. Signifikant sei zudem nicht nur die Forcierung eines positiven Images des Unternehmens nach außen, sondern auch das Rückgrat zu Dingen zu stehen, die in der Firma nicht perfekt laufen. Auch dies sei bei DATEV der Fall.

Beruf und Familie? – Kein Problem!

Aber nicht nur im Berufsleben hat sich bei Julia Bangerth in letzter Zeit viel getan. Für die Stelle als Personalleiterin der DATEV ist sie mit Kind und Kegel umgezogen. „Zum Glück ist mein Mann selbstständig tätig“ berichtet sie schmunzelnd. Auch ihre beiden Kinder hätten in Nürnberg schon Anschluss gefunden und seien sehr zufrieden mit dem Umzug. Dass ihre Mutter schwer beschäftigt ist, sind die zwei übrigens schon gewohnt. „Mal war ich sechs Monate in Wien, mal einige Monate in London“, berichtet die Personalleiterin.

Zusammenarbeit mit Männern? – „Für mich nicht ungewohnt!“

Julia_BangerthNatürlich musste ich meiner Bewunderung für eine Frau in einer solch verantwortungsvollen Position Raum geben und habe Frau Bangerth anschließend gefragt, wie sich denn die Zusammenarbeit mit ihren oftmals männlichen Kollegen gestaltet. Julia Bangerth lächelt und meint, sie sei es gewohnt, mit vielen Männern zusammenzuarbeiten und eigentlich „ist das Geschlecht auch völlig unwichtig.“ Was wirklich von Belang ist, sei „die Vielfalt an Alter, Kultur und Herkunft, die eine Zusammenarbeit effizient und spannend macht.“ Die Art der Zusammenarbeit und Mitarbeiterführung lasse sich nicht auf so etwas Banales wie das Geschlecht festlegen. Bedeutsamer sei es, von der Erfahrung des jeweils anderen zu profitieren.

Als Beispiel nennt Frau Bangerth das Thema Recruiting. „In einem früheren Unternehmen waren lange Zeit vor allem Mitarbeiter über 40 Jahren für die Einstellung neuer Mitarbeiter verantwortlich. Um bei der Auswahl von Mitarbeitern neue Schwerpunkte zu setzen, holten wir bei der Beratung Auszubildende und Studenten dazu und staunten, wie viele neue Ideen und Impulse von diesen jungen Menschen ausgingen.“

Unser Ausbildungskonzept? – „Toll für die Entwicklung des Unternehmens!“

Das Ausbildungskonzept der DATEV kannte Frau Bangerth in dieser Form bisher noch nicht. Dies lag unter anderem auch daran, dass sie in Firmen tätig war, die weltweit im Einsatz waren. „Die Möglichkeit, alle Auszubildenden und Studenten an einen Tisch zu bringen, gab es so nicht.“ Außerdem, so sagt sie, sei es „ein großer Mehrwert, dass den Auszubildenden und Studenten bei der DATEV so viel Verantwortung übertragen wird.“ Bei DATEV werden gezielt „Potentiale für die Zukunft“ gesucht und ausgebildet.

Die Vision? – „Junge Menschen, die auch mal nach rechts und links geschaut haben!“

„Früher“, so Julia Bangerth, „war der spätere Berufsweg oft bereits nach der Ausbildung vorgegeben. Heute ist eine Ausbildung vielmehr eine Grundlage, was danach folgt, ist lebenslanges Lernen.“ Julia Bangerths Vision sind Menschen, die während ihres Berufslebens in unterschiedliche Bereiche und Hierarchien eines Unternehmens Einblick gewinnen. Mit der Zeit verändert man sich auch persönlich und setzt andere Schwerpunkte.“ Für den Wechsel zwischen unterschiedlichen Fachbereichen und Hierarchieebenen müsse noch mehr Akzeptanz geschaffen werden. „Bei DATEV kann man theoretisch vom Marketing bis zum Außendienst alles machen. Wichtig ist, offen für Neues zu sein.

Tipps für uns junge Berufseinsteiger? – „Seid mutig!“

Natürlich wollte ich von Frau Bangerth wissen, ob sie einen Tipp für uns junge Berufseinsteiger in petto hat. Als sie sagt, es sei wichtig, Dinge zu hinterfragen und seine Meinung aktiv einzubringen, berichte ich ihr vom Ausspruch „Das ist historisch gewachsen!“, den wir Azubis und Studenten ja wirklich sehr oft hören. Frau Bangerth lächelt und erzählt, dass sich das Phänomen des historisch Gewachsenen nicht nur auf DATEV beschränkt. Trotzdem sei es wichtig, auch als Berufseinsteiger immer neugierig zu sein und Dinge nicht einfach hinzunehmen, weil sie „halt so sind.“ „Veränderungen sollten als Chance gesehen werden“, meint Frau Bangerth.

Weiterbildung? – Ja bitte!

Weiterbildung ist für Frau Bangerth sowohl beruflich als auch privat wichtig. Wichtig sei hierbei jedoch, sich bewusst für Angebote zu entscheiden. Durch das breite Spektrum an Weiterbildungsangeboten im beruflichen sowie im privaten Bereich, sei es leicht, in ein reines Konsumverhalten zu geraten. Weiterbildung sollte gezielt eingesetzt werden, um sich selbst weiterzuentwickeln, elementar ist jedoch, gerade als junger Mensch, „nicht zu schnell zu viel zu wollen“. Besonders am Anfang des Berufslebens ist es essenziell, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Die Ausbildung schützt die Auszubildenden und Studenten hier auch“, fügt Frau Bangerth schmunzelnd hinzu.

„Bleibt euch selbst treu!“ rät die Personalleiterin abschließend und verabschiedet mich freundlich. Mit einem guten Gefühl und vielen neuen Impulsen verlasse ich den 7. Stock – natürlich nicht ohne die schöne Aussicht bei herrlichem Sonnenschein noch ein paar Augenblicke zu genießen!

Ich danke Frau Bangerth herzlich, dass sie sich so viel Zeit für mich genommen hat und wünsche ihr einen tollen Start in der DATEV.

Hier schreibt für euch:

Kerstin Rockenmaier

hat im September 2014 eine Ausbildung zur Kauffrau für Dialogmarketing bei der DATEV begonnen. Vor ihrem Eintreten in die „grüne Welt“ hat sie ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert – nun darf sie bei der DATEV arbeiten (und das ist auch gut so), die Liebe zum Schreiben ist ihr aber dennoch erhalten geblieben.