„Ich möchte meine komplexen Gedanken zum Thema Home-Office in Verbindung mit Haushalt, Homeschooling, Erziehung und geistiger Gesundheit aller Beteiligten vorsichtig mit einem Wort zusammenfassen: Nein.“
(Max Buddenbohm auf Twitter)
Max, I feel you. Mitte März wurde die Welt eine andere. Ja, auch wegen Corona. Aber hauptsächlich, weil seitdem die Kitas und Schulen in Deutschland geschlossen wurden. Von einem Tag auf den anderen waren wir Eltern allein. Mit Kindern und Arbeit. Und der grassierenden Corona-Angst. Wenigstens blieb uns das Homeoffice…
Seitdem sind wir Krisenmanager, Nachbarschafts- und Großelternhelfer, Erzieher, Köche, Wäscher, Entertainer, Netzwerktechniker, Lehrer, Vorlesemeister, Bastelpartner und natürlich auch Mitarbeiter, Chefs, Kollegen – kurz Heimarbeiter. Hauptsächlich sind wir am Ende aber eins: total fertig!
Als Redakteurin bei DATEV ist das Mimimi auf sehr hohem Niveau. Ich weiß. Homeoffice ist hier schon immer möglich. Frau Merkel ruft „Krise“ und innerhalb einer Woche haben fast alle Mitarbeiter die nötige Ausstattung zur Verfügung, um sofort vom heimischen Schreibtisch aus loslegen zu können. Die ganze Infrastruktur. Das ganze Trallala. Ein passendes Video-Konferenztool ist schnell gefunden und der Rest steht sowieso, weil das Unternehmen schon seit Ewigkeiten auf Digitalisierung setzt – und wie man sieht auch zurecht. Der Betrieb läuft weiter. Eben anders als zuvor, aber ich sehe meine Kollegen täglich, wenn auch nur auf dem Bildschirm.
Bei unseren Online-Redaktionskonferenzen saßen anfangs noch viele putzige Kinderchen auf dem Schoß ihrer Eltern und malten grinsend vor sich hin, während Mama und Papa Corona-Krisen-Pläne diskutierten. Bei den kinderlosen Kollegen machte es sich hier und da mal eine Katze auf der Laptop-Tastatur gemütlich. War das süß!
Wer hätte gedacht, dass wir von vielen Monaten sprechen, die wir in diesem höchst fragilen Konstrukt aus Kind und Kollegen überleben müssen? Knapp sechs Wochen und viele Null-Perspektiven später wurde uns Eltern nämlich das Lachen aus dem Gesicht gewischt. Denn längst haben wir erkannt: Homeoffice. Mit. Kindern. Ist. Furchtbar.
Zumindest mit sehr kleinen Zwergen oder mit solchen, die intensive Unterstützung beim Homeschooling benötigen. Dann, wenn beide Eltern arbeiten müssen. Inzwischen liegen die Nerven blank. Bei den Kleinen und bei den Großen. Hauptsächlich, weil man von Online-Terminen zu Video-Calls hetzt, zwischendrin versucht, die tägliche Arbeit zu erledigen und auch den Kindern gerecht werden möchte. Denn die sitzen hier auch seit Wochen rum; ohne Freunde; ohne Spielplatz; und ohne pädagogischen Mehrwert. Homeoffice bedeutet nämlich durchaus auch, dass das Kind ruhiggestellt wird, während Mama/Papa „nur noch kurz“ eine Mail, ein Telefonat oder einen Text fertig machen müssen. Meine Dreijährige antwortet mir inzwischen übriges gerne „Mama warte mal“, wenn ich etwas von ihr möchte – woher sie das wohl hat?!
Apfelspalten schnitzen, Schulunterlagen drucken, heften, überwachen, wieder einscannen; Ostereier färben, Papierblumen basteln, Pipi-Langstrumpf zum 17. Mal lesen und im Hintergrund dudelt die Tonie-Box. Ach so – gearbeitet werden soll ja auch noch. Es reicht!
Jetzt habe ich den wahrscheinlich nettesten Chef aller Zeiten, der selbst versucht, Zuhause, Kind und Job zu wuppen. Der das vollste Verständnis hat für flexible Arbeitszeiten, längere Pausen und Kindergeschrei bei den wöchentlichen Rücksprachen. Das geht sicherlich nicht allen so. Wie machen das Alleinerziehende? Ich ziehe meinen Hut.
Ich habe das Glück, einen Mann zu haben, der ebenfalls einigermaßen flexibel arbeiten kann. So kann ich von sechs Uhr morgens bis mittags arbeiten und dann ist er dran nach einem kurzen gemeinsamen Mittagessen. Abends treffen wir uns zu Essiggürkchen und Butterbrot wieder. Wenn die Kinder schlafen, sitzt meistens jeder noch mal vor dem Rechner.
Doch trotz aller Bemühungen bleibt am Ende dieser sehr, sehr, sehr langen Tage das Gefühl, dass es für nichts richtig gereicht hat: Die Kinder vermissen trotzdem ihre Freunde und die Kollegen eine bessere Unterstützung. Es ist eine Zerreißprobe und trotzdem wäre der aktuelle Zustand ohne Homeoffice nicht machbar. Wie lange das so geht? Man weiß es nicht.
Unser aller Arbeitsminister, Hubertus Heil, denkt inzwischen darüber nach, Homeoffice gesetzlich zu verankern. Die Idee ist gut. Aus der Not geboren, sicherlich. Trotzdem stellt sich in der aktuellen Situation für uns Eltern die Frage, wann wir hier rauskommen. Denn wer denkt, Homeoffice ist mit Kinderbetreuung vereinbar, hat entweder Homeoffice nicht verstanden oder Kinderbetreuung.
24 Kommentare
Sehr guter Artikel. Kann ich komplett nachvollziehen. Seit nunmehr acht Wochen im Homeoffice. Einerseits dankbar, dass dies möglich ist. Andererseits ein Albtraum. Ab nächster Woche dürfen 25 % des Teams wieder ins Büro. Ich freue mich wie ein Kind auf die Schule. Man wird demütig und bescheiden.
Das ist nicht mehr auszuhalten und nicht mehr von keinem Mensch zu unterschätzen. Ich und viele andere Menschen, vor allem Frauen(leider) sind am Ende unseren Kräften, kurz vor Nervenzusammenbruch. Wie lange noch? Eltern leiden, auch um so mehr, da die Kinder sehr unter soziale Isolation leiden. Es ist ein Teufelskreis. Es muss endlich etwas geschehen und Hilfe der Familie angeboten werden. Es kommen immer wieder gute Vorschläge von den Menschen, wie die Familien unterstützt werden können. Leider haben die Familien, die Kinder und die Frauen keine Lobby in dem Politik. Ich bin sehr sehr enttäuscht, wie wir und vor allem die Kinder allein in Stich gelassen werden von dem Politik. Echt traurig.
Frau Schmitt, Sie haben exakt das wiedergegeben, was ich seit Wochen denke. 2 Kleinkinder (1+3) und nebenbei noch Home-Office – läuft super. Nicht. Es ist der blanke Horror: man steht ständig unter Strom und auch wenn ich meinem Arbeitgeber echt dankbar für den Heimarbeitsplatz und die Reduzierung der Arbeitszeit bin – es bedeutet weniger Geld und innerhalb der Probezeit auch noch die Angst den Job zu verlieren, weil man eben nicht 120% bringen kann. Ach und ich habe ja noch gar nicht erwähnt, dass mein Mann nach seinem harten Arbeitstag natürlich auch noch Liebe, Verständnis und vor allem Zeit für sich will… Wir benötigen so dringend eine Pause von diesem „Funktionieren“! Ich finde es gut, dass wir durch all diese Maßnahmen womöglich schlimmeres verhindert haben, doch es wird auf den Rücken der Eltern ausgetragen. Scheiß auf Profifußball! Sollen die überbezahlten Spieler lieber daheim eine Kinderbetreuung eröffnen und damit Tausende von Eltern, Erziehern und Lehrern entlasten, die aufgrund der Hygienevorgaben täglich an ihr Limit stoßen. Uff, das tat gut.
Ein sehr guter Artikel, der genau die aktuelle Situation beschreibt. Mein Chef hat mir die Möglichkeit auf HomeOffice und flexible Arbeitszeiten gegeben. Dies bedeutet dennoch weniger Geld, da ich meine Stunden reduzieren musste und den ganzen Tag flexibel am Diensthandy sein. Mein Mann und ich arbeiten nacheinander, damit sich immer einer um beide Kinder kümmern kann. Allein beiden Kindern unterschiedlichen Alters parallel gerecht zu werden, finde ich schon schwer, aber mir dann noch von meinem Chef anzuhören, dass Qualität und Quantität trotz HomeOffice nicht leiden sollten, ist schwer zu ertragen. Zum Glück haben wir Mütter ja immer eine Alles-Ist-Super-Maske auf dem Gesicht und lassen uns keinen Stress anmerken.
Ich gebe jedoch auch zu, dass ich trotz der Erschöpfung auch etwas froh bin, auf einmal zwangsweise so viele Entwicklungen meiner Kinder mit erleben zu dürfen. Die Kinder sind die Künstler und sollen mit ihrem kleinen Verstand auf einmal so viel Verständnis haben. Sie sehen ihre Freude nicht, Mama und Papa sind irgendwie da, aber auch nicht so richtig und Oma und Opa gibt es nun auch nur noch am Telefon.
Ich hoffe sehr, dass wir alle aus diesem Traum bald aufwachen können.
Genau, so wie jetzt, kann es langfristig nicht funktionieren. Die Ausgewogenheit und die richtigen Voraussetzungen fürs Arbeiten im Homeoffice, das zweifelsohne auch viele Vorteile hat, sind Bedingung. Wir müssen im Moment alle aufpassen, dass wir nicht ausbrennen. Bereits jetzt sollten mit den Erfahrungen neue Konzepte der Arbeitswelten erarbeitet werden. Dann hat die Pandemie auch positives bewirkt. Für uns alle kann damit ein Stück mehr Lebensqualität geschaffen werden. Und mit damit verbundenen neuen Mobilitätskonzepten können wir auch in der Klimadiskussion Dinge voran bringen. Packen wir‘s an!
Wie hier wieder über’s Home Office hergezogen wird… Unmöglich. „Ich will meinen Kindern gerecht werden“. Arbeit ist Arbeit und keine Kinderbelustigung. Meine Frau und ich arbeiten jeweils beide abwechselnd zu unterschiedlichen Zeiten im Home Office und unsere beiden Kinder besitzen genug DISZIPLIN das zuzulassen. Alles eine Frage der richtigen Erziehung. Kinder haben das zu verstehen. Wenn man natürlich bei jedem Gemecker der Kinder zu ihnen läuft, dann ist es ja wohl klar, dass Home Office für jemanden zum unkonzentrierten Schlachtfeld wird.
Genau die Leute die jetzt jammern, dass Home Office ja so sozial isoliert, sind die Leute, die auf der Arbeit mehr plappern, als das sie arbeiten…
Aber es sind ja nie die eigenen Kinder, es ist ja immer das böse, anstrengende, unpassende Home Office
Lieber Herr Wagener,
Ihr Kommentar zeigt, dass Sie nicht verstanden haben, um was es geht.
Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen.
Da Sie und Ihre Frau umschichtig arbeiten können, haben Sie und Ihre Frau beiden dieselbe Situation wie Menschen ohne Kinder, die im Home-Office arbeiten:
Sie haben jeweils nicht ein bzw. mehrere Kinder zu betreuen, während Sie GLEICHZEITIG arbeiten müssen, da ja der entsprechende andere Elternteil sich um die Kinder kümmert. Das ist genauso als wenn die Kinder in der Kita bzw. Schule durch Fremde betreut werden und sie regulär arbeiten.
Es geht hier um die Menschen, die GLEICHZEITIG Kinderbetreuung UND ihren Job machen müssen.
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Meine Familie steht derzeit auch unter sehr großer Belastung:
Mein Mann und ich haben beide Berufe, bei denen Home-Office gar nicht (ich) bzw. nur eingeschränkt (mein Mann) möglich ist.
Beide Jobs können nur zu den normalen Bürozeiten 7:00-19:00 erledigt werden, in denen die entsprechenden Kunden und Behörden erreichbar sind. Sie sind zeitlich kritisch, können also auch nicht mal eben so für einen Spaziergang oder Kinderbetueddeln unterbrochen werden.
Wie sollen wir da in den Zeitraum von 12 Stunden 1 Vollzeitjob (8,5Std.) und einen Teilzeitjob (5 Std.) sowie die Fahrzeiten (jeweils 1-1,5 Std) einbauen?
Und unsere Kinder sind mit knapp 3 und 5 1/2 zu klein um mal eben ein paar Stunden am Tag alleine zu bleiben.
Geht nicht!!!
Beide Berufe sind übrigens nach der Erweiterung der Berufe inzwischen systemrelevant, waren es aber nicht am 13. März, als die Kita das letzte mal offen hatte. Dabei handelt es sich um Berufe, die dafür sorgen, dass das Gesundheitswesen und der Einzelhandel einsatzbereit bleiben.
Ergebnis:
ich sitze daheim mit den Kindern (natürlich gehen wir spazieren oder in den Garten) und warte darauf, dass mein Mann nach Hause kommt, damit einer von uns 1x pro Woche einkaufen gehen kann. Selbstverständlich ohne Kinder.
Und ich warte darauf, dass die Kinder irgendwann in ferner Zukunft wieder zur Kita dürfen, damit sich unser Leben normalisiert.
Nebenbei bekomme ich mit, wie die Hochrisikogruppe (Senioren) munter durch die Straßen und Geschäfte flaniert. Oftmals mit falsch aufgesetztem Mundschutz (unter der Nase) oder ganz ohne (wg. ärztlicher Befreiung).
Werter Herr Wagener,
wie alt sind denn ihre Kinder? Glaube kaum, dass man unter 5 jährigen Kindern,insbesondere den jüngsten diesbezüglich Didziplin bei bringen kann. Mein 13 Monate alter Sohn versteht es leider nicht.
Was möchten Sie mit diesem Kommentar eigentlich sagen? Steckt eine bestimmte Forderung dahinter? Oder ist das nur der ich-weiß-nicht-wievielte Artikel zum Thema „Was ich in dieser Zeit alles leisten muss“? Schon mal drüber nachgedacht, dass auch Lehrer und Erzieher Kinder haben und zu Hause das gleiche leisten wie alle anderen Eltern? Zu systemrelevanten Berufen gehörten sie bislang nicht, also keine Notbetreuung für die eigenen Kinder, während man selbst die Kinder anderer betreute. Im übrigen bin ich Alleinerziehende zweier Kinder mit Vollzeitjob, kriege das alles irgendwie hin und beschwere mich nicht. Vermutlich sind wir Alleinerziehenden stressresistenter, weil von uns ohnehin mehr abverlangt wird.
Ich kann das Gejammer nicht mehr hören, es trifft alle Familien und Alleinerziehenden mit Kindern und es ist derzeit nun mal nötig. Die meisten versuchen das beste draus zu machen, und man kann mit diesem Gemecker sich und anderen das Leben unnötig schwer machen. Es geht uns in Deutschland immer noch gut in dieser Situation, schauen Sie mal in andere Länder mit weniger gutem Sozialsystem. Die haben ganz andere Probleme…..
Ich war die letzten Wochen im Homeoffice, mein Freund auch, der 2-jährige mittendrin. Als die Nachricht kam, dass die Kita sechs Wochen schließt, dachte ich, es sei ein Scherz. Der kleine geht so gerne, liebt andere Kinder so sehr. Er hat nicht verstanden am Anfang, dass wir arbeiten müssen. Es war wirklich hart für uns alle bis hierher. Fazit ist zwar mehr Zeit mit dem Kind, aber weniger schöne Zeit. Wenn er in die Kita geht, haben wir einfach mehr quality time, sind alle entspannter und ausgeglichener.
Ich habe mir viele Fragen dazu gestellt in den letzten Wochen, wie es wohl anderen Familien geht und wie diese das Homeoffice organisieren. Da ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni arbeite, habe ich mich trotz oder gerade wegen der schwierigen Phase dazu entschlossen, eine Studie zu dem Thema zu machen. Die Zeit ist sicher bei allen knapp, aber vielleicht schafft es der ein oder andere ja doch, seine Erfahrungen zu teilen, damit wir darüber auch wissenschaftliche Aussagen machen können :
https://www.soscisurvey.de/paarabsprachen/
Liebe Grüße,
Janet
Liebe Eltern, ob nun geplagt oder nicht – das Thema bewegt, ich sehe schon. Vielen geht es genauso; manch anderen weniger und andere wiederum haben die Situation gut im Griff.
Die Intention meines Artikels war es weder zu jammern oder zu sagen „Schau mal, was ich alles leisten kann“ noch über die Disziplinlosigkeit von 1-Jährigen zu reden. Es geht darum, Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, dass neben Bundesliga-Geisterspielen und Biergartenöffnungen eben auch noch einige Eltern zu Hause arbeiten, die gern Lösungen für ihre Situation hätten, die so nicht weitergeht, weil es – trotz allem Komfort – nervenzehrend und zum Verrücktwerden ist. Es ist wie es ist. Stimmt.
Homeoffice ist eine ganz wunderbare Sache, ohne deren Möglichkeit viele Menschen und auch die deutsche Wirtschaft die aktuelle Krise noch wesentlich schlechter bewältigen könnten. Ich habe das Arbeiten von Zuhause aus schon immer genutzt und für sehr gut befunden. Ich finde es effizient, effektiv und auch sehr praktisch. Es ist zudem eine hervorragende Möglichkeit, um die aktuelle Situation zu überbrücken. Dafür bin ich dankbar.
Und ja: Ich habe viele Freunde und Bekannte in diversen Berufen von Lehr- über Arbeitsamt bis hin zur Kulturförderung. Natürlich tauschen wir uns aus; natürlich weiß ich über deren Probleme und Gedanken zu diesem Thema Bescheid. Die haben es alle auch nicht leicht; ich weiß.
Auch über die Situation in anderen Ländern wie Südamerika oder Afrika bin ich im Bilde. Teils von Bekannten persönlich; teils aus den Medien. Das ist noch viel schlimmer als hier. Da haben Sie recht. Natürlich.
Trotzdem geht es darum, Aufmerksamkeit und Betroffenheit zu schaffen. Wären vor einigen Wochen nicht zahlreiche Eltern in den Medien auf die Barrikaden gegangen, es hätte nie eine Diskussion um frühzeitige Kita-Öffnungen gegeben. Man muss Themen setzen in der Öffentlichkeit. Das ist auch die Aufgabe der Journalisten. Und wenn dann die Mehrheit (wie auch hier unter dem Artikel) schreibt: Mir geht es genauso – ist das kein Zeichen für den Wunsch nach Mimimi – sondern nach Austausch und dem Gehört-Werden-Wollen und einfach mal auch den Frust von der Seele schreiben. Denn, gleich ob man alleinerziehend oder zu zweit, im Homeoffice oder Vor-Ort-im-Unternehmen ist oder 1,2 oder 5 Kinder Zuhause hat: Man darf auch mal sagen, dass alles Mist ist gerade. Auch wenn man versucht, das Beste daraus zu machen.
So, und jetzt spreche ich mit dem 1-Jährigen darüber, dass er das einfach mal zu verstehen hat.
Kurz um auf den Punkt gebracht !
Danke für den ehrlichen Artikel.
Und „Homeoffice mit Kinderbetreuung“ …finde den Fehler im Satz!
Liebe Astrid,
ich betreue mit meiner Frau derzeit zwei Kinder. Der „Große“ wird bald 3 Jahre alt, der „Kleine“ darf demnächst den ersten Geburtstag feiern. Dabei habe ich das Glück, dass meine Frau zu Hause ist, weil noch in Elternzeit mit dem „Kleinen.
Meine Erfahrung:
Nach den ersten 1-2 Wochen – in denen wir uns „einpegeln“ mussten – lief es recht gut. Natürlich muss man(n) Kompromisse eingehen. Der Tag mit den Jungs ist auch für meine Frau anstrengend. Ich versuche sie zu entlasten wo es geht. Manchmal auch, wenn sie es gar nicht will ;-). Dass ich meine Arbeitszeit für 4 Wochen reduziert habe, war dabei hilfreich.
Die beiden wissen, dass Papa zu Hause ist. Man läuft sich über den Weg – z.B. beim Kaffee holen. Das unterbricht manche Spielsession und schafft Unruhe. Es kann auch vorkommen, dass mein Arbeitszimmer beim Spielen gestürmt wird 😉
So lief es aber eine Zeit lang ganz vernünftig. Jetzt jedoch bemerken wir, dass vor allem der Große zunehmend gelangweilt scheint und sich mit Laufradfahren, Spazierengehen und den vielen Spielzeugen zu Hause kaum mehr beschäftigen lässt. Die Langeweile mach ihn aggressiver, zumal das ohnehin das Alter ist, in dem Kinder Grenzen testen. Ich arbeite wieder Vollzeit. Kurzum: Die Nerven liegen zunehmend blank.
Zwischenfazit: Ich bin dankbar, dass wir nicht beide arbeiten müssen, sonst hätte ich nicht gewusst, wie das über den gesamten Zeitraum funktionieren soll! Mein Respekt an alle Eltern, die das dennoch irgendwie gewuppt bekommen.
Nun ein kleines Plädoyer als Mitarbeiter und DATEV-Führungskraft:
Ich danke allen Personen im Unternehmen, dass uns nicht nur die technischen Möglichkeiten gegeben wurden, um vernünftig durch die Krise zu kommen. Ich danke vor allem dafür, dass wirklich jeder Kollege sehr rücksichtsvoll war und ich als Mitarbeiter viele Freiheiten bekommen habe, mit der Situation umzugehen. Ich denke, dass es ein Arbeitgeber nicht viel besser machen kann.
Ich danke auch all meinen Kollegen und Mitarbeitern, die weiterhin – trotz diverser Widrigkeiten wie dieser – ihren Job gemacht und die Räder am Laufen gehalten haben!
Nun zum Thema HomeOffice:
Man muss eine ganz klare Trennlinie ziehen: HomeOffice | HomeOffice mit Kinderbetreuung!
Die Krisensituation hat uns eindrucksvoll gezeigt, was alles möglich ist und wie schnell es gehen kann, wenn nur alle wollen (bzw. müssen). Ich habe schon zuvor hin und wieder aus dem HO gearbeitet und möchte das zukünftig öfter tun. Ich habe dafür aber auch eine ganz gute Arbeitsplatzausstattung, über die nicht jeder verfügt. Eine große Herausforderung wird es in Zukunft sein, die Remotearbeiter und die Kollegen vor Ort nicht nur im 1:1, sondern auch in Besprechungen gut zusammenzubringen.
Ich sage aber auch ganz klar: HomeOffice hat Grenzen und ich freue mich, bald wieder persönlichen Kontakt zu Kollegen und teils auch Freunden in der Arbeit haben zu können.
HomeOffice mit Kindern? Danke, muss ich nicht dauerhaft haben. In der jetzigen Situation war es die beste schlechte Möglichkeit. Im Normalfall nehme ich doch lieber Urlaub, oder baue ein paar Stunden ab, wenn ich mich um die Kinder kümmere.
Wir haben eine sehr schöne und liebevolle Kita. Der Große erzählt oft von seinen Spielkameraden. Der Kleine kann ab September hoffentlich auch welche kennenlernen. Ich freue mich darauf, die beiden Morgens in gute Hände zu übergeben und sie am Nachmittag, nach einigen Abenteuern, wieder abholen zu dürfen.
In der Zwischenzeit werde ich konzentriert arbeiten und mich freuen, dass die eingesparte Fahrzeit den Kindern zu Gute kommt.
Grüße,
Sebastian
Danke für diese deutlichen Worte.
Diese Konsequenzen unserer „vorausschauenden, am Menschen orientierten“ Politik (wer’s glaubt…), so offensichtlich sie sind (mir von Anfang an waren), sie haben eine viel zu geringe Relevanz für alles.
Die Angst & Hysterie um diese Infektion, so schlimm sie für den einzelnen werden kann, sie hat wohl viel mehr kaputt gemacht, viel mehr Schaden erzeugt, als Nutzen. Diese Vorteile und Erkenntnisse („HomeOffice-Öfnnung“, Streßtest der Digitalisieerung u.a.) sind meist rein technischer Natur, aber wir sind Menschen, keine (technischen) Systeme die ihren Beitrag zum Ganzen leisten.
Und um die Menschen (als Ganzes, als Bevölkerung, als Gesellschaft) ging es nie wirklich – siehe Kinder und KHomeOffice / sog. „Systemrelevante Berufe“. „Brot&Spiele“ – ja, siehe Restart sportlicher Großveranstaltungen – um sowas ging es viel mehr, es ging immer viel mehr darum „die Wirtschaft“, die technischen Systeme am Laufen zu halten. Wer und wie das zu leisten ist, spielte keine Rolle.
Ich verneige mich tief vor denjenigen, die das Geleistete möglich gemacht haben.
Wir haben hier eineinhalbjährige Zwillinge und einen vierjährigen im HomeOffice. Und ich kann diese postulierte „Sehnsucht zurück ins Büro“ absolut nicht nachvollziehen. Ganz im Gegenteil, ich finde es absolut großartig, dass ich jederzeit kurz aufstehen und zu meinen Kindern gehen kann. Ich finde es großartig, dass ich sofort bei meinen Kindern bin sobald alles erledigt ist und nicht erst noch 40 bis 50min nach Hause fahren muss. Ich finde es großartig, mit meinen Kindern zu normalen Zeiten frühstücken zu können bevor ich mich an den Arbeits-PC setze.
Irgendwie empfinde ich es schon fast als Beschwerde, dass man jetzt mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen musste während ich nicht mal weiß, ob ich überhaupt wieder 5 Tage die Woche zurück ins Büro möchte oder ob mir diese Flexibilität im HO nicht viel, viel besser gefällt. Auch oder gerade weil ich meine Kinder immer um mich herum habe.
@ Michael: Natürlich ist das nett, wenn man neben dem Homeoffice die Kinder auch „mal kurz“ sehen kann. Das funktioniert aber nur, wenn sich der andere Elternteil um die Kinder kümmert, damit Sie arbeiten können. Wer wechselt die Windeln? Kocht den Brei? Schnitzt den Apfel? Singt das Lied? Bringt die Kinder zum Mittagsschlaf?
Sie können in Ruhe arbeiten, weil jemand anderes die Betreuung übernimmt. Mütter hätten gerne den gleichen Luxus. Nennt sich Kita.
@Nicky
Das ist jetzt eine Unterstellung, ich verstehe aber woher sie kommt und denke auch, dass es im Moment genau so in allen möglichen Haushalten aussieht. Und bestimmt war das „mal kurz“ falsch formuliert.
Glauben sie mir aber, so ist es hier nicht. Die Windeln oder den Snack macht gerade das Elternteil, das Zeit hat. Und das bin auch ich, wenn ich nicht gerade in einer lang geplanten Konferenz stecke. Und seien sie versichert, Zwillinge produzieren genug an Arbeit, dass es für mehr als nur Mama und Papa reichen würde 😉
Vielleicht haben wir auch den Vorteil, dass sich die Zwillinge auch viel mit sich selbst beschäftigen können, weil ihr Spielkamerad immer gleich griffbereit und zu jedem Schabernack bereit ist. Wer weiß schon.
Auf der anderen Seite würde ich gerade glatt die Behauptung aufstellen, dass die Zeit die wir uns dadurch an Bespaßung sparen gleich wieder beim verzweifelten Versuch, sie am Leben zu halten, verbraten wird 😀
Ich ziehe meinen Hut vor Dir und allen Eltern, die im Homeoffice arbeiten, gleichzeitig auf Kinder aufpassen müssen und dazu noch in die Rollen von Lehrer und sonst was schlüpfen.
Wie schwer es sein kann, wurde mir vor etlichen Wochen klar als ich mit meinem Cousin in Madrid einen Video-Call hatte. Beide Eltern im Homeoffice, drei Kinder, das Älteste gerade mal 6 Jahre. In einer Wohnung. Ausgangssperre. Mehrere Wochen. Die Kinder tollen herum. Und selbst soll man arbeiten und in Konferenzen teilnehmen. Termine der Eltern, die gleichzeitig stattfinden, Hölle. Wer passt in dieser Zeit auf die Kinder auf? Sehr schwierig.
Ich kann mitfühlen.
Noch einmal: Chapeau! Ihr seid (erschöpfte) Supertalente!
Sorry, aber was soll der Artikel aussagen? dass Arbeit und Kinderbetreuung schlecht geht? Das hat nichts mit Homeoffice zu tun sondern dass die Kinder nicht in die Schule gehen. Ganz einfach
Herzlichen Dank für diesen Artikel! Du hast die Situation und die Umstände der letzten 9 Wochen treffend in ein Wort gefasst:NEIN. Die Regierung hat einfach die Last der Corona-Krise auf den Schultern der Eltern ausgetragen und… die Fortsetzung folgt… 🙁
Netter Artikel. Meine Frau und ich kennen das ganz gut. Mit 2 Kindern im Alter von 2 und 4 abwechselnd Arbeiten und Kinder betreuen.
Mann kann das auch in Zahlen veranschaulichen:
Normal:
Kinderbetreuung 35 H
-> 35 H Arbeitszeit für Mutter und 35 H Arbeitszeit für Vater parallel
-> Nötige Zeit in der Woche 35 H
Corona:
Kinderbetreuung Zuhause 35 Stunden
-> 35 H Arbeitszeit für Mutter und 35 H Arbeitszeit für Vater parallel
-> Nötige Zeit in der Woche 105 H
70 H Zusätzliche Zeit in der Familie zu bewältigen ist eine Herausforderung.
Dennoch genieße ich den Zwang mir einfach Zeit nehmen zu müssen mit meinen Kindern Zeit zu verbringen und mir ständig neue Dinge ausdenken zu müssen ihnen etwas zu bieten.
Mann und Man wächst mit seinen Anforderungen 🙂
Mit Kindern stelle ich mir Home-Office relativ schwierig vor. Das hat aber nichts mit den Kindern an sich zu tun, sondern mit der allgemeinen Ablenkung. Ich finde das Arbeiten in einem Home-Office ist nicht einfach, sondern man benötigt genügend Disziplin!
Sehr gut geschriebener Beitrag. Für mich definitiv nachvollziehbar, habe mit meiner Partnerin eine ähnliche Situation zu Hause.
Bin gespannt wie eine gesetzliche Verankerung in der Praxis dann aussehen wird.
Hallo zusammen! Ich schreibe mal meine Erfahrung nieder:
Home-Office und Kurzarbeitergeld haben mir im Frühjahr den Job gerettet. Im bin froh, dass mein Arbeitgeber mir dies ermöglicht hatte. Die finanziellen Einbußen waren jedoch enorm, wenn man bedenkt, dass ich ein Gehalt knapp über den Mindestlohn erhalte. Mein Mann arbeitet in der IT und obwohl Home-Office theoretisch möglich gewesen wäre, erlaubte es sein Arbeitgeber nicht und er musste alles von der Firma aus schalten und walten. Ja, auch das gibt es. Also war ich mit unserem 4-jährigen Kind zu Hause. Uns hat dieser Umstand nicht überrumpelt, da wir das Geschehen von politischer Ebene jeden Tag verfolgten. Ich habe vorgesogt und im Voraus verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder recherchiert. Knete, Schraub-/Steckspiel, Rätsel- und Malblöcke, Mosaiks, Puzzles, Tiptoi-Bücher und neue Filme wurden angeschafft. (Bitte nicht falsch verstehen! Das Kind bekam diese Sachen nicht alle auf einmal. Es war so oder so geplant wegen anstehenden Geburtstag. Erst, als sich die Langeweile zu Hause nicht mehr abwenden ließ, zog ich eines dieser Dinge hervor.) Bei der Fernsehzeit musste ich durchaus mal ein Auge zudrücken. Mir war wichtig, dass sich das Kind eine Weile alleine beschäftigen konnte. Vor Telefonkonferenzen habe ich dann besprochen, bitte leise zu sein und nicht dazwischen zu quasseln. Funktioniert hat das nur bedingt – Aufmerksamkeit von Mama eben. So war der Plan 1 und das ging die ersten Tage gut. Danach wurde es heikler. Kinder lassen sich leider allerlei Quatsch einfallen. Fast wäre es bei einem Turnspiel zu einem schweren Unfall gekommen. Ab dem Zeitpukt wusste ich: Das geht so nicht weiter! Ich kann mich nicht teilen! Mein Kind hat die höchste Priorität, nicht die Arbeit. Also dachte ich, ich könnte meinen Teil der Arbeit in den späten Nachmittag verschieben, wenn mein Mann wieder zu Hause ist. In der Zeit war ich voll und ganz fürs Kind da. Doch auch der Plan 2 ging nicht auf, da mein Arbeitgeber eigentlich meine Arbeitskraft in der regulären Arbeitszeit verlangte und auch Kontrollanrufe tätigte. Nur zähneknirschend erlaubte dieser die Arbeit zu verschieben, Erreichbarkeit vorausgesetzt. Also musste ich mich doch wieder irgendwie teilen. Mein Mann kam nach 8 – manchmal auch erst nach 9 oder 10 – Stunden nach Hause und war entsprechend fix und fertig. Ich nach Hausarbeit, Kinderbetreuung und teils Arbeit zwischendrin auch. Wir besprachen die Situation öfters, versuchten die Kinderbetreuung aufzuteilen, doch es funktionierte mehr schlecht als recht. Das Kind war nicht ausgepowert genug und schlief entsprechend erst später als sonst abends ein. Und warum das alles? Weil unsere Arbeitgeber auf den Vertrag und die festgeschiebenen Arbeitszeiten pochten und unzureichend auf die derzeitige Situation eingingen. Es wäre viel entspannter, wenn mehr Flexibilität von deren Seite da wäre, was von uns Eltern jedoch sofort abverlangt wird. Die Krise wurde nicht auf dem Rücken der Eltern ausgetragen – sondern auf der unserer Kinder! Wenn ich eines ausdrücklich nicht wollte, dann das Kind hin und her zu schieben, um dem Arbeitgeber gerecht zu werden. Bis spät in die Nacht saßen wir Eltern noch zusätzlich vor unseren Rechnern, um Arbeit zu erledigen, denn es gab ja Deadlines. Bei meinem Mann gab es in der Zeit überdurchschnittlich viel in der IT zu tun. Und wehe es unterläuft ein Fehler, dann wird Home-Office gleich in Frage gestellt.
Mein Fazit daraus: Home-Office und Arbeit kann funktionieren, doch der Arbeitgeber sollte gerade bei dieser speziellen Situation keine 100 Prozent Arbeitskraft verlangen. Wenn die Kinder regulär in der Kita sind, mag das alles klappen, dann hat man auch die nötige Ruhe. Doch mit dem doppelten Aufgabenpensum ist es ein nervlicher Kraftakt. Auch die ständigen Kontrollanrufe und die auferlegte Pflicht der uneingeschränkten Erreichbarkeit sind eher kontraproduktiv.
Etwas Positives konnte ich aus dieser Zeit jedoch mitnehmen. Aufgrund der besorgten Beschäftigungs- und Rätselbücher fürs Kindchen habe ich ein paar Defizite erkennen und beseitigen können, welche für die nächste U-Untersuchung relevant gewesen wären. So konnte ich mein Kind fördern und meinen eigenen Teil zur Entwicklung beitragen, was sonst in die Hände der Erzieher gelegt wurde.